Kein Kind braucht eine Auszeit!

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Auszeit. Wir schreiben das Jahr 2023. Nicht 1934.

Wir sind erschüttert, entsetzt, fassungslos. Aus aktuellem Anlass beziehen wir heute zu einem Thema Stellung, dass gerade im Netz diskutiert wird. Es geht um das Thema „Auszeit“ bei Kindern. Auf einer großen Seite erschien ein Artikel zum Thema „Kinder richtig bestrafen“ – von einem Unternehmen, dem das Kindeswohl (angeblich) am Herzen liegt. Wir wollen den Artikel nun gar nicht teilen, um ihm keine Reichweite zu geben und ihn nicht zu verbreiten.

Was ist passiert?

Kurzum: Es geht um eine Anleitung, wie ein Kind richtig zu bestrafen ist. Allein bei dieser Formulierung gruselt es uns.

„Das gibt ihm die Möglichkeit, sich zu beruhigen, sich zu sammeln, über das nachzudenken, was von ihm erwartet wird, und sich wieder in den Griff zu bekommen.“

Die Auszeit ist als eine abgeschwächte Form von Isolation zu verstehen. Damit bringen Sie zum Ausdruck: „Wenn du das tust, gehörst du nicht dazu.

Dies erfordert einen gewissen Zeitaufwand, doch es lohnt sich, es von Beginn an richtig zu machen. Es ist nämlich deutlich schwieriger, bereits gelernte Erwartungen des Kindes wieder zurechtzurücken.

„Wenn das Kind aufsteht, setzen Sie es einfach in den Stuhl zurück und stellen Sie den Timer zurück. Sagen Sie nichts und geben Sie nicht nach.“

„Wenn Ihr Kind bei der Auszeit mehr Beachtung als beim gewünschten Verhalten erhält, wird es weiterhin versuchen, Ihre Aufmerksamkeit durch provokatives Verhalten auf sich zu lenken.“

Solche Aussagen und „Tipps“ können und wollen wir nicht unkommentiert stehen lassen. Solche „Tipps“ erinnern mehr an den Erziehungsratgeber von Harrer „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ (1934), in dem davor gewarnt wurde, das schreiende Kind aus dem Bett zu nehmen, weil es sonst zu sehr verweichlichen würde – dass diese Tipps immer noch in unseren Köpfen sind, sehen wir immer wieder: Beim Schlafen, beim Tragen, beim der Angst vor dem Verwöhnen und auch beim Thema „Schreien lassen“. Oder sie erinnern an Dressur.

Kein Kind braucht eine Auszeit!

Kinder sind keine Tyrannen und sie sind auch keine Hunde. Sie sind Menschen. Uns gleichwürdige Menschen, die mit Respekt und Achtsamkeit behandelt werden wollen. Eine Auszeit hat nichts mit Respekt oder Achtung zu tun, sondern mit Macht. Wieder steht nur das Verhalten des Kindes, das es zu korrigieren und maßregeln zu gilt, im Vordergrund statt die Frage, welches Bedürfnis hinter dem Verhalten steckt oder was es uns damit sagen möchte.

Wir lehnen die Auszeit als Erziehungsmethode ganz klar ab. Nimmt sich ein Kind selbst eine Auszeit, bestimmt es selbst darüber, wie lange diese dauert und wie sie aussieht, dann ist das etwas völlig anderes, als wenn ein Erwachsener diese Auszeit verordnet.

Eine verordnete Auszeit macht unsere Kinder klein.

  • Sie demonstriert Macht.
  • Sie überfordert unsere Kinder.
  • Sie hat nichts mit Respekt und Liebe zu tun.
  • Sie hat nichts mit Gleichwürdigkeit zu tun.
  • Sie verletzt.
  • Sie gibt dem Kind nicht die Chance sich zu beruhigen, sondern nur, sich schlecht zu fühlen.

Mehr zum Thema „Auszeit“ und Handlungsalternativen kannst du hier nachlesen:

https://www.welovefamily.at/time-out-methode-blick-hinter-die-kulisse/

Liebesentzug, Zurückweisung, Isolation, Auszeit sind Formen seelischer Gewalt. Artikel 5 BVG Kinderrechte sagt, dass jedes Kind das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung hat. Psychisch und physisch.

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