Unerzogen – der neue Erziehungstrend der Nichterziehung

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Der Begriff Unerzogen geistert seit einiger Zeit herum. Das Elterndasein ist wahrlich kein Honiglecken. Wie man es macht, macht man es scheinbar falsch. Diverse Erziehungsratgeber, Jasper Juul – der Guru der scheinbar entspannten Eltern oder immer mehr Trends zu „Und so macht man es dann wirklich richtig“ machen das Unterfangen eine gute Mama guter Papa zu sein um nichts einfacher.

Unerzogen –  Das neue Non Plus Ultra in der Kindererziehung

Es geht in erster Linie eigentlich darum, eben nicht zu erziehen. Halleluja, welch eine Ansage! Aber, schauen wir uns mal genauer an, was es eigentlich heißt, „Unerzogen“ zu sein. Eines gleich vorweg: „Es“ ist keine Erziehungsmethode, sondern eine Lebenshaltung. Klingt eigentlich fast ein wenig verlockend 😉

Warum Erziehung nicht viele Worte braucht

Auf freiefamilie.de werden die Eckpfeiler der Ungehorsam folgendermaßen erklärt:

Unerzogen bedeutet,…

  1. …, dass sich die jungen Menschen ohne künstlich aufgesetzte Grenzen bewegen und ohne feste Regeln und Konsequenzen durch den Tag gehen.…“
  2. …,nicht konsequent zu sein. Es bedeutet situationsbedingt authentisch und ehrlich zu reagieren, anstatt starre Regeln anzuwenden.
  3. …, dass erwachsene und nicht erwachsene Menschen in Frieden miteinander und nebeneinander leben und dabei Rücksicht aufeinander nehmen und einander zuhören. Alle Familienmitglieder sind zwar in ihren Bedürfnissen gleichwertig, aber doch sind es die Erwachsenen, welche die Fähigkeit besitzen ihre Bedürfnisse zurückzustellen und neu einzuordnen (und dadurch, dass wir dies Vorleben, geben wir unseren Söhnen und Töchtern ganz viel mit auf den Weg!).
  4. …, dass nicht wie im klassischen Sinne erzogen wird, um jemanden nach den eigenen Vorstellungen zu formen. Wir müssen junge Menschen nicht kontrollieren. Eine Beziehung die auf Freundschaft und Vertrauen basiert ist um vieles schöner, als wenn es immer nur um Kontrolle und Macht geht.
  5. …, zurückhaltend zu sein, ohne wegzuschauen. Zu helfen wenn gewünscht, geduldig zu begleiten, aber dabei nicht übergriffig zu sein. Hilfe zur Selbsthilfe geben, ein Gespür dafür entwickeln wie viel Unterstützung angebracht ist. Sensibel sein, für die Gefühle des Gegenübers.
  6. …, die Gefühle des jungen Menschen sein zu lassen. Wir neigen dazu Gefühle wie Trauer, Wut und Angst möglichst schnell beseitigen zu wollen. Aber auch diese Gefühle sind normal, wichtig und richtig und dürfen da sein! Auffangen und Begleiten, anstatt abzulenken oder kleinzureden!
  7. …, bedingungslos zu lieben! Unsere Söhne und Töchter sind unsere Partner, unsere besten Freunde. Zusammenhalt ist unglaublich wichtig, ganz egal was passiert (ist). Es ist wichtig immer ohne Bedingung zueinander zu halten! Immer! Die kleinen Menschen sind von uns abhängig, wir sind ihr wichtigster Anker, ihr Schutz, ihr Zuhause. Bei uns fühlen sie sich von Natur aus immer sicher, egal was passiert (ist) und dieses Sicherheitsgefühl ist unglaublich wichtig zu bewahren

Resümee

Klingt romantisch, und doch etwas weltfremd. Spätestens, wann die „ unerzogenen Kinder “ aus ihrer geschützten Elternwelt in das „System“ einsteigen und im (wirklichen) Leben angekommen sind, könnte das nicht Kennen von Regeln oder nicht Einhalten von Grenzen zum Problem werden. Das Kind muss lernen was es darf.

Kleine Kinder heranwachsen zu sehen, auch mal etwas ausprobieren lassen und als Eltern ab und zu nur in die Beobachterrolle zu schlüpfen ist spannend und wichtig – für beide Seiten. Nicht immer ist diese Ruhe und passive Verhaltensweise möglich oder angebracht. Kinder sollen sich auf ihre Eltern verlassen können, sollen wissen, dass Mama oder Papa nur ihr Bestes wollen, auch wenn das manches Mal für die Kleinen nur schwer nachvollziehbar ist.

Eltern sollten nicht die besten Freunde Ihrer Kinder sein

Bedingungslose Liebe ist ein schöner und wichtiger Grundstein für die Eltern-Kind Beziehung. Dass diese Beziehung nicht immer auf Augenhöhe geführt werden kann oder soll liegt vielleicht daran, dass Erziehungsberechtigte nicht unbedingt die besten Freunde des Kindes ein soll(t)en. Sondern Mama, bzw. Papa.
Was sonst geschieht ist nämlich, dass die Kinder sich „gezwungen sehen“ für die Eltern Entscheidungen zu treffen, wenn es keine Regeln gibt, dann haben Kinder keine Möglichkeit sich zu orientieren und sind heillos überfordert.

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