Die schlimmsten Sätze für Alleinerziehende….

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Ich bin seit Geburt an alleinerziehend bzw. getrennt erziehend, wie ich lieber dazu sage. Denn ich bin nicht alleine. Ich fühle mich wohl in meiner Haut, ich fühle mich stark, ich fühle mich gut. Und dennoch gibt es immer wieder diese „Sätze“, die man als Alleinerziehende zu hören bekommt und die entweder verletzend oder herablassend sind. Es ist, wie es ist. Ich brauche kein Mitleid, ich wünsche mir Verständnis für meine Situation und ja, ich will meine Story, warum ich heute getrennt erziehend bin, nicht immer aufrollen müssen und mich auch nicht rechtfertigen.

Es ist wie es ist.

Die schlimmsten Sätze für Alleinerziehende….

„Genieß die Zeit mit deinen Kindern. Sie geht so schnell vorbei“

Tja, würde ich ja gerne, wenn es denn Zeit gäbe. Doch leider bin ich die ganze Zeit mit der Versorgung des Kindes beschäftigt und völlig überfordert oder frustriert, sodass leider von genießen nicht die Rede sein kann.

„Nimm dir Zeit für dich selbst, das Putzen kann warten“

Nein, das kann es nicht. Denn irgendwann muss es gemacht werden – und es gibt niemanden, der mir das abnimmt. Würde ich das Putzen warten lassen, würden sich Berge von Geschirr und Stapel an Wäsche türmen und irgendwann würde mein Baby nichts mehr anzuziehen haben und es würde auch kein sauberes Geschirr mehr geben. Ganz geschweige davon, dass es im Sommer wohl viel zu viele ungebetene Gäste anlocken würde.

„Lass mich wissen, wenn du etwas brauchst“

Ein großartiges Angebot, vielen Dank und es könnte großartig sein – wenn sich dahinter nicht meist nur eine beileidsbekundende Floskel stecken würde. Darf ich dich das nächste Mal um 2 Uhr in der Früh anrufen, wenn mein Kind mal wieder nicht schlafen will? Oder wenn eines meiner Kinder einen Magen-Darm-Virus hat?

Aber vielleicht bietest du mir einfach konkret etwas an, wie: Ich gehe gerne mit deinen Kindern auf den Spielplatz oder ich wische auch gerne mal bei dir durch.

„Du hast doch eh sonst nichts zu tun, das kann doch nicht so schlimm sein.“

Doch. Das ist es. Es gibt die einen Babys, die den ganzen Tag schlafen und das ohne große Hilfe. Dann ja, ist es vielleicht auch als Alleinerziehende etwas leichter. Es gibt aber auch andere Babys, wie meines, die einfach nicht in den Schlaf finden und die ständig – und ja, ständig bedeutet in der Tat jede einzelne Minute – irgendwie betreut werden müssen. Es gibt einfach 1000 Dinge, die man als Mama tun muss.

„Was ist mit dem Papa?“

Hier die Sparvariante, die gibt es natürlich auch noch in unzähligen anderen Varianten. Wie ich finde, ist das eine eigentlich sehr intime Frage und von Fremden oder losen Bekanntschaften einfach total unangebracht. Mit dieser Frage werden nämlich unzählige sehr sensible Details abgefragt, welche die vielfältigsten Gefühle bei Alleinerziehenden auslösen können. Bei mir waren das oft Trauer, manchmal auch Wut, aber meistens Enttäuschung. Das kann manchmal den ganzen restlichen Tag erschweren…

„Das Kind braucht doch den Papa, gerade wenn sie noch so klein sind…“

Ach was, wirklich? Das ist für mich ja etwas ganz neues… +Ironie off+ Und jetzt verratet mir bitte: Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Natürlich wäre mir lieber, wenn es einen Papa an der Seite meines Babys geben würde, der für uns da ist. Aber das ist er nicht – und daran kann ich auch nichts ändern.

„Ich komm mit dem Wäsche waschen nicht hinterher… ich musste mich heute schon zum siebten Mal umziehen… Wie machst du das nur?“

Tja, die Wahrheit ist: Gar nicht! Ich habe einfach keine Zeit zum umziehen und renne den ganzen Tag im selben T-Shirt herum, manchmal fünf mal vollgekotzt, manchmal zehn mal, manchmal mehr. Also… ich wäre froh darüber, wenn ich mich zum zehnten Mal umziehen dürfte!

„Dieses Wochenende bin ich auch alleinerziehend. Mein Mann ist nicht da“

Wie ich das finde? Irritierend. Für alle Teilzeit-Strohwitwen: Alleinerziehend ist etwas anderes als ein Wochenende ohne Mann. Genauso gut ist:

„Ich bin unter der Woche auch alleinerziehend“

DER Irrtum schlechthin, wenn es um Alleinerziehende geht. Eine Dienstreise des Mannes ist etwas völlig anderes, als 365 Tage im Jahr, 24 Stunden rund um die Uhr für die Kinder da zu sein. Gut, ein paar Tage weniger sind es bei mir, aber es ist ein Unterschied. Du hast niemals eine Pause, musst immer mit einem kotzenden Kind rechnen und durchschlafen? Das hängt vom Kind ab. Du hast Bereitschaft. Du kannst nicht spontan deinem Mann das Kind in die Hand drücken, wenn er abends von der Abend nach Hause kommt und das Kind nur raunzig ist.

„Unternimm doch mal wieder was mit uns, so wie früher“

Liebend gerne! Ach so, auf die Parade… Tut mir leid, das ist noch zu viel für mein Kind… Oh, ihr habt gemeint nur ich alleine, ohne Kind? Hahahahahaha! Sorry, aber ist das ernst gemeint? Und wo soll ich mein Baby hingeben? In die Babyklappe? Tut mir leid, aber wer sowas sagt, der hat in meiner Freundesliste nichts mehr zu suchen – denn derjenige kümmert sich nur um die eigenen Interessen und hat null Einfühlungsvermögen!

„Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid!“

Jetzt fragt ihr euch bestimmt, oh mein Gott – was ist an diesem Satz bitte falsch? Das ist doch toll! Aber jetzt mal ernsthaft – JEDE ALLEINERZIEHENDE BRAUCHT HILFE! Dieser Satz ist nur ein Pseudo-Satz um das eigene Gewissen zu beruhigen. Ich habe diesen Satz sehr, sehr oft gehört. Aber wirklich geholfen haben nur die Wenigsten. Oder einige haben auch gedacht, dass es ja schon eine Hilfe ist, wenn sie mir ein Mal Milch und Windeln mitbringen. Ja, das ist tatsächlich eine Hilfe, klar. Nur leider ist das meist mit einem Besuch verbunden, bei dem viel gequatscht wird – und letztendlich sehr anstrengend für Mama und Baby ist (man muss ständig multitasken obwohl man eigentlich an akutem Schlafmangel leidet), wodurch am Ende leider weniger Hilfe als Anstrengung das Resultat ist.

„Power-Napping hilft! Nutze einfach jeden Moment indem dein Baby schläft, um auch selbst zu schlafen.“

Die Idee finde ich gut. Aber eigentlich muss mir das doch niemand sagen?! Wenn ich die Gelegenheit dazu hätte, um zu schlafen, dann würde ich sie doch ergreifen, oder meint ihr nicht?? Nicht jedes Baby schläft alleine im Gitterbettchen – eigentlich die Wenigsten oder nur selten… Aber wenn es denn mal so ist, würde das doch gehen… Theoretisch, ja… nur…. Wer kann schon auf Kommando schlafen? Wenn man doch darauf trainiert ist ständig zu funktionieren…?

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„Ich bin enttäuscht, dass du so oft Treffen absagst“

Das tut mir sehr leid. Ich sage Treffen nicht ab, weil ich heute einfach irgendwie doch keine Lust dazu habe, zu faul dafür bin oder etwas anderes lieber tun möchte. Diese Zeiten sind vorbei, und erst jetzt erkenne ich den Luxus das machen zu können, wenn man keine Kinder hat. Wenn ich jetzt aber Treffen absagen muss, dann habe ich dafür triftige Gründe. Denn es geht hier nicht um mein Wohl, sondern um das meines Kindes.

„Dann wacht dein Baby eben auf, und? Was ist schon dabei?“ (oder was ist denn so schlimm daran?)

Puh… wo soll ich anfangen?! Zuerst ein Mal möchte ich nicht, dass mein Baby aus dem Schlaf gerissen wird, wenn ich es vermeiden kann. Einfach aus dem Grund, dass ich das auch nicht gerne haben würde. Der nächste Grund ist eher „egoistisch“ (wenn man das denn so nennen mag) – aber legitim. Und zwar ist ganz einfach der restliche Tag der absolute Horror wenn mein Baby nicht ausgeschlafen ist. Im schlimmsten Fall kann sein ganzer Rhythmus (sofern in dem Moment gerade einer besteht) gestört sein, was wiederum bedeuten würde, dass viele folgende Tage von noch mehr Anstrengungen geprägt sind. Anstrengungen, für die ich keine Energie habe, denn ich habe niemanden, der mich entlasten würde.

„Du bist überhaupt nicht mehr flexibel“

Nein, das bin ich nicht. Nicht für euch und nicht für mich. Ich bin nämlich für jemanden anderen flexibel, für jemanden, der ausschließlich auf mich angewiesen ist: für mein Baby. Ich störe seinen Schlaf nicht. Und wenn du meinst, plötzlich nicht mehr im Park sein zu wollen, sondern irgendwo City-Life oder Abenteuer zu erleben, dann bin ich nicht flexibel, um das mitzumachen. Denn mein Baby würde aufwachen, und ich sehe es als meine Aufgabe es davor zu schützen

„Du bist ja nicht alleine. Im Grunde bist du nie mehr alleine.“

Gott, wie hasse ich diesen Satz!!! Es ist für mich der meistgehasste Satz überhaupt. Ich klage mein Leid, und erzähle, wie schwer es ist, jeden Tag alleine zu sein und das alles zu schaffen – und dann sagt das Gegenüber, dass ich ja nicht alleine wäre, ich hätte ja mein Kind…. Tja… Ich verstehe was damit gemeint ist. Aber ihr versteht nicht was ich meine, wenn ich sage, dass ich alleine bin. Alleine mit dem Kind, alleine mit den Anforderungen und Herausforderungen, aber auch alleine mit all den Freuden und Glücksgefühlen. Der Papa des Kindes ist nicht an meiner Seite, um mit mir gemeinsam den ersten Schritten entgegenzufiebern oder sich über die Sauerei beim Essensstart zu ärgern oder darüber zu lachen. Ich bin mit all diesen Dingen alleine, egal ob negativ oder positiv. Natürlich gibt es jetzt ein Lebewesen, dass ständig in meiner Nähe ist, aber genau deshalb fühle ich mich ja auch so alleine. Alleine mit meinem Kind. Ohne Kind hätte ich ja dieses Problem erst gar nicht… Daher bitte, lasst diesen Satz einfach sein…

Jetzt bist du dran: Welche Sätze nerven dich so richtig? Worüber könntest du dich aufregen? Ich bin gespannt!

 

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