Ein Vampir im Vogelnest

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Es war eine laue Nacht im Oktober. Ich hatte mir aus den Blättern, die schon reichlich von den Bäumen fielen, ein hübsches kleines Bettchen in meinem Vogelnest gebaut. Während der Wind so durch mein Gefieder strich, schlummerte ich langsam ein.
Doch irgendwann mitten in der Nacht wurde ich plötzlich durch ein Plumpsen neben mir unsanft aus dem Schlaf gerissen. Mit halbgeöffneten Augen und noch total schläfrig drehte ich meinen Kopf nach rechts, von wo das Geräusch gekommen war.
Aber… ich traute meinen Augen kaum. Neben mir saß ein Vampir!!!! Oh Verzeihung, ich meine natürlich eine Fledermaus. Mit hüpfenden Bewegungen sprang sie neben mir her. Ihre Ohren hingen wie die eines Cockerspaniels nach unten, was diesem Vampir einen lustigen Ausdruck verlieh und ich konnte nicht anders, und musste lauthals lachen.

„Was gibt`s denn da zu Lachen“, nuschelte die Fledermaus und hüpfte immer weiter, während ihre eingeklappten Ohren vor sich hin wippten. Jetzt prustete ich los und schrie schon fast in die Nacht hinein, dass ein Teil meiner Artgenossen brüllten: „Ruhe. Wir wollen schlafen“.
Flüsternd drehte ich mich wieder zu dem Vampir, der sich jetzt mittlerweile ein wenig beruhigt hatte. „Sag mal, was machst du denn hier?“, wollte ich wissen. Der Vampir schaute mich nur verdutzt an und sagte überrascht: „Du kannst ja sprechen“. Mit diesen Worten stellten sich seine spitzen Ohren in die Höhe und er sah mich mit großen Kulleraugen an.

„Natürlich kann ich sprechen. Ich bin ja schließlich eine Amsel. Und übrigens, das hier ist mein Nest. Wo kommst du denn her?“ „Ich habe mich verflogen, weil ich noch nicht ganz fit bin im Fliegen.“ „Na, dann warte doch bis morgen früh und fliege dann nach Hause zurück.“

„Bist du verrückt? Ich kann doch nicht bei Tageslicht fliegen. Da verbrenne ich mir ja das Gefieder. Schließlich bin ich ein Vampir.“ Mit diesen Worten plusterte sich der kleine Kerl auf wie ein Großer und jetzt sah ich, dass er ungefähr in meinem Alter sein musste.

„Weißt Du was, dann bleibe halt bei mir, so lange du willst. Aber lass mich jetzt bitte endlich schlafen. Gute Nacht.“
Mit diesen Worten drehte ich mich zur Seite und hörte nur noch ein leises „Gute Nacht“. Doch schlafen konnte ich noch nicht, denn ich hörte das Rascheln der Blätter, als sich der kleine Vampir neben meinem Schlafplatz auch ein Bettchen baute. Doch endlich fiel ich in einen ruhigen Schlaf und träumte davon, wie Fledermaus Vampir und ich am nächsten Tag zusammen spielen würden.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte und mir mit meinen Federn den Schlaf aus den Augen rieb, traute ich meinen Augen schon wieder nicht. Neben mir war kein Bettchen gemacht und es war auch kein Vampir zu sehen. Sollte ich das Ganze etwa nur geträumt haben?


Liebe Mama, lieber Papa!
Ist dein Kind/ sind deine Kinder noch wach? Lies ihnen doch einmal diesen Text langsam und leise vor und schau was passiert:

Erinnere dich an gestern, an die Welle am Meer. Heute kannst du auch einen sanften Wind spüren, der über dein Gesicht streicht. Ganz zart und angenehm.

Den Wind streichelt deine Wangen, deine Stirne, deine Wangen, deine Nase.

 

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