Jakob und die verletzte Krähe

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Jakob liebte es spazieren zu gehen, wenn der Weg voll bunter Blätter war. Deshalb war der Herbst seine liebste Jahreszeit. Besonders den Fluss entlang ging er gerne. Dort standen viele Laubbäume, die in den herbstlichen Tagen ihr gefärbtes Blätterkleid verloren. Jakob sprang dann immer hinein, er mochte es, wenn es so schön raschelte. Und den Duft der Blätter mochte er ebenso. Wenn seine Eltern keine Zeit hatten, machte sich Jakob allein auf den Weg. So wie an diesem Nachmittag. Die Sonne schien und ließ die Blätter golden leuchten. Jakob kletterte die Böschung hinab auf den kleineren Pfad. Dieser führte noch näher am Flussufer entlang. Hier lagen die Blätter dichter. Das gefiel Jakob, denn er konnte es beim Gehen laut rascheln lassen. Doch plötzlich stoppte er. Was war das? Da hatte sich etwas bewegt. Ganz kurz nur, aber er hatte es genau bemerkt. Jakob bückte sich und dann entdeckte er sie. Die kleine Krähe, die unter den Blättern lag und sich vergeblich bemühte, auf ihre Krähenbeinchen zu kommen. Jakob hob sie in seine Hand. Er bemerkte, dass sie verletzt war. Am Flügel. Jakob nahm die kleine Krähe mit nach Hause und zeigte sie seiner Mama. „Komm‘, wir bringen sie zum Tierarzt“, sagte diese. Sie setzten die kleine Krähe in eine Schachtel, in die Jakob zuvor noch ein paar Blätter reingelegt hatte. Der Tierarzt stützte den Krähenflügel. „In ein paar Tagen kann sie wieder fliegen“, beruhigte er. Dann informierte er Jakob, womit er die Krähe füttern konnte. „Du kannst ihr in Stücke geschnittenes Obst und Gemüse geben. Auch Nüsse mag sie gerne und sogar gekochte Eier.“

Eine Woche lang sorgte Jakob für die kleine Krähe und gewann sie dabei richtig lieb. Dann kam der Tag, an dem der Flügel verheilt und die Krähe wieder kräftig genug zum Fliegen war. Sie erhob sich hoch in die Luft. Jakob freute sich, war aber trotzdem ein wenig traurig. „Ich möchte sie gern behalten“, schluchzte er. „Vögel gehören in die freie Natur. Nur dort fühlen sie sich wohl“, erklärte Mama. Jakob nickte. Das wusste er ja. Am nächsten Morgen erwartete Jakob eine Überraschung. Die kleine Krähe saß auf dem Fensterbrett und pochte mit dem Schnabel auf die Fensterscheibe. „Sie ist zurückgekommen!“, rief Jakob und holte seine Eltern. „Sie hat nicht vergessen, dass du ihr geholfen hast“, sagte Mama. Die Krähe blieb eine Zeitlang da und flog dann wieder weg. Aber sie besuchte Jakob immer wieder, ihr ganzes Krähenleben lang.

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