Wenn kleine Tiere nicht schlafen wollen

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Wie schwarzer Schnee fiel der dunkle Abend auf die Felder und Wälder herab. „Schlafenszeit“, miaute Mama Katze. „Zeit zu schlafen“, sangen hell die Vogeleltern. „Jetzt aber ab ins Bett“, muhte es tief von der Kuhweide.
Weder den kleinen Kätzchen, noch den jungen Kühen oder den frisch geschlüpften Vögelchen war nach schlafen zumute. „Wir sind noch nicht müde“, hallten die Kinderstimmen über die dämmrigen Felder und durch die abendlichen Wälder. Die Tiereltern seufzten leise. Sie mussten sich etwas einfallen lassen, um ihre Kinder zum Schlafen zu bringen. Also stimmten die Vogeleltern ein langsames Schlaflied an und die Augen der kleinen Vögelchen schlossen sich im Takt der Melodie. Sie schwebten federleicht in den Schlaf hinüber und träumten von langen Flügen und wundervollen Melodien.

Auch die Kuheltern ließen sich etwas einfallen, um die Kleinen zum Einschlafen zu bringen. Ihre langen Zungen übersäten die Kinder mit Küsschen, bis sie müde ins Heu hinab sanken. Zufrieden sanken sie in den Schlaf hinein und träumten von kräftig grünen Weiden.

Die Katzeneltern kuschelten sich mit ihren Kätzchen zum Einschlafen in ein dickes Knäuel zusammen. Sanft schloss die Wärme die Augen der Kleinen und sie träumten von Mäusen und aufregenden Verfolgungsjagden.

Auch in allen anderen Tierfamilien auf den abendlichen Feldern und in den dämmrigen Wäldern wurde ein Ritual zum Einschlafen durchgeführt. Die Bären erhielten als Betthupferl Honig. Als sie eingeschlafen waren, träumten sie von Wanderungen im Fluss. Die Biberfamilie nahm vor dem Schlafengehen ein gemeinsames Bad. Als sich die Augen der Kleinen geschlossen hatten, träumten sie von riesigen Staudämmen. Die Wolfseltern heulten zusammen mit ihren Kindern in den Himmel, und die Wolfskinder träumten vom hellen Mondschein.

Die Murmeltiere murmelten ihren Kleinen Gutenachtgeschichten zu und ließen sie so vom hohen Gebirge träumen. Die Fledermäuse hängten sich gemeinsam kopfüber und träumten von leckeren Bananen. Nur die kleinen Siebenschläfer gingen freiwillig zu Bett. Sie brauchten zum Einschlafen weder Geschichten, noch Schlaflieder oder Küsschen, denn sie träumten gerne.

Dass kleine Tiere nicht schlafen wollen konnten sie nicht verstehen, denn jeden Tag freuten sie sich auf das Einschlafen. Im Traum erlebten sie Unvorstellbares. Sie träumten von Bergen aus Nüssen, von aufregenden Klettergängen und von riesigen Baumhöhlen. Manchmal träumten sie davon, ein anderes Tier zu sein und wann immer sie davon träumten, ließen sie sich im Traum Schlaflieder vorsingen, Gutenachtgeschichten erzählen oder Einschlaf-Küsschen geben.
So verstanden die kleinen Siebenschläfer, dass die Einschlafrituale der Tierfamilien kleine Tiere auch dann einschlafen lassen, wenn sie gar nicht schlafen wollen.


Liebe Mama, lieber Papa!
Falls noch jemand wach ist, hilft vielleicht dieser Text beim Einschlafen:

Erinnere dich an gestern, an die Welle am Meer. Heute kannst du auch einen sanften Wind spüren, der über dein Gesicht streicht. Ganz zart und angenehm.

Den Wind streichelt deine Wangen, deine Stirn, deine Wangen, deine Nase.

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