Vorpubertät – Hilfe wo ist mein Kind hin?

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Was tun, wenn das Kind plötzlich in der Vorpubertät steckt?

Als Mutter von 3 Kindern ist es nicht immer leicht alles unter den Hut zu bekommen. Es gibt Tage, da würde ich am liebsten wie ein kleines Stück elend in der Ecke hocken und weinen. Ehrlich, die gib es. Und wenn auch noch von den 3 Kindern, eins mitten in der Pubertät steckt und eins in der Vorpubertät dann gibt es diese Tage öfters. Natürlich immer dann, wenn alle schon im Bett sind. In dieser Schlacht dürfen keine Schwächen gezeigt werden. Aber ehrlich jetzt, warum funktionieren plötzlich die einfachsten Sachen nicht? Ist es wirklich die Pubertät/Vorpubertät?

Mein Kind verhält sich plötzlich anders

Meine Tochter ist in der Vorpubertät und ich leicht überfordert damit. Gestern noch mein Engel mit den blauen Augen, blondem Haar und in ihrem geblümten Kleidchen, heute bauchfrei mit Haarfarben in Rot und Blau in der Hand im Geschäft vor mir stehend. „Haarfarben? Ernsthaft? Blau und Rot??“ Ich war entsetzt. Wirklich. „Sind ja eh auswaschbar!“ bekomme ich mit einem dramatischen Augenverdrehen zu hören. Warum verdreht sie in letzter Zeit ständig die Augen? Egal was ich sage. „Willst du ein Butterbrot?“-Augenverdrehen, „Gehst du mit Einkaufen?“-Augenverdrehen. Oh, fast vergessen, seufzen ist auch dabei.

Schneller in der Vorpubertät

Mein Eindruck, dass Kinder heutzutage früher in die Pubertät eintreten, ist richtig. Das Phänomen dieser Entwicklungsbeschleunigung, der so genannten Akzeleration, ist schon lange bekannt und wird ständig erforscht. Der Deutsche Sexualwissenschaftler Norbert Kluge spricht in seiner Studie davon, dass der Trend seit über 140 Jahren anhält. Lag das Durchschnittsalter der ersten Periode in Deutschland im Jahr 1860 noch bei 16,6 Jahren, dürften Mädchen 2010 im Schnitt schon zwischen dem zehnten und elften Lebensjahr mit der ersten Regelblutung rechnen.  Ein ähnlicher Trend gilt auch für die Jungs, die 1994 durchschnittlich mit 12,6 Jahren ihren ersten Samenerguss hatten. Mir wurde immer gesagt, dass Mädchen ca. 2 Jahre früher in die Pubertät kommen als Jungs. Heutzutage liegen nur ein paar Monate unterschied. Die Jungs holen auf.

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Nebenwirkungen der Vorpubertät?

Die Vorpubertät ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Rein medizinisch liegt diese Phase zwischen dem ersten Auftreten von sekundären Geschlechtsmerkmalen wie Schambehaarung oder der Ausbildung weiblicher Brüste. Das Gehirn entwickelt sich radikal weiter. Der Wortschatz springt sprunghaft an, komplexe sprachliche Strukturen werden gemeistert, Logik, Symbolik und komplexe Vorgänge fallen leichter. Aber bis wir etwas davon merken dauert es noch. Wir bekommen die Nebenwirkungen zu spüren. Die Kinder werden bockig, aufsässig, unordentlich, wortkarg und frech. Nicht selten kommt dazu noch ein Absacken der Schulleistungen. Stimmungsschwankungen, Motivationlosigkeit und innere Unruhe machen Mädchen besonders zu schaffen.  Eine enorme Kraftsteigerung passiert bei den Jungs. Diese verleitet sie dazu aggressiv zu sein, protzen zu müssen und die ständige Lust Unfug machen zu müssen. In dieser Vorpubertierenden Phase ist es für die Kinder fast unmöglich Gefühle zu zeigen oder diese in Worte zu fassen.

 

Eine Diskussion jagt die nächste

Was vor kurzem noch keine Diskussion brauchte, wird jetzt täglich zu Diskussion. „Geh duschen!“ oder „Räum dein Zimmer auf!“ wird erst gemacht nachdem es in Grund und Boden diskutiert wurde. Und dann gefolgt von Augenverdrehen und knallenden Zimmertüren. Was in ihren Köpfen gerade vorgeht ist gar nicht leicht rauszufinden. Es ist eine Mischung aus Verwirrung, einer unspezifischen Sehnsucht, Unruhe, die Angst, das Erwachsenwerden nicht zu schaffen, nicht zu verkraften, was da im Körper passiert. Die Vorpubertät ist eine Zeit des Suchens (eigene Identität, eigene Werte, …).

Es ist die Zeit der Angst (vor der Zukunft, vor dem Versagen, …). Es ist die Zeit des Abschiedes (von der Bindung zu den Eltern). Gerade diese Lösung der Bindung zu den Eltern, macht uns zu schaffen. Aber es ist für unser Kind ganz wichtig. Wir als Eltern werden entidealisiert. Unsere Kinder suchen sich neue Bindungen außerhalb der Familie. Es kann ein Fußballstar, Lehrerin oder ein Youtuber das neue Objekt der Idealisierung sein. Wir Eltern werden oft regelrecht bekämpft. Mit allen Mitteln. Besonders das gegengeschlechtliche Elternteil. Die Mutter wird für den Sohn, der Vater für die Tochter zum Angriffsziel. Umgekehrt nimmt der Vater für den Sohn, die Mutter für die Tochter eine ganz besondere Position ein.

Durchhalten

An einem Tag schließt sich mein Kind in sein Zimmer ein und reagiert auf keinen Annäherungsversuch. Am nächsten hängt es mir am Rockzipfel und würde am liebsten in mich hineinkriechen. Dieses hin und her zwischen Kind und Teenager macht die Vorpubertät nicht leichter – weder für uns Eltern noch für unsere Kinder. Diese Abnabelung macht besonders jenen Eltern zu schaffen, die die Nähe der Kinder besonders genossen haben. Der Tipp vom Psychotherapeuten: „Ich rate Eltern, die Angst um die Kinder auszuhalten. Zu viel Angst errichtet einen Kerker für die Kinder, für den sie sich rächen werden. Zu wenig Angst führt zu verwahrlosten Kindern. Fürchtet euch, aber lasst es euch nicht anmerken!“

„Es geht darum, Gesetze aufzustellen und aufrecht zu erhalten, wissend, dass sie gebrochen werden müssen und trotzdem immer in der Kommunikation zu bleiben. Die große Aufgabe ist, die Beziehung nicht abzubrechen, sondern sich beweglich wie eine Schlange an die neuen Bedingungen anzupassen“. – Wolfgang Kasper

Homöopathie als Hilfsmittel

  • IGNATIA: wenn alles zum großen Drama wird und Ihr Teenager das Gefühl hat, dass es NIE WIEDER gut wird!! Typisch: Widersprüchlichkeit der Symptome, lacht z. B., wenn er/sie eigentlich weinen will und umgekehrt, Kloß im Hals
  • CALCIUM CARBONICUM: Couch Potato, ein bisschen träge, ein bisschen rundlich, zu nichts zu motivieren. Typisch: Infektanfälligkeit, Heißhunger auf Eis, Eier, Mehlspeisen
  • SULFUR: Lieblingsschachtruf „IMMER ICH!“, während er oder sie ein Chaos veranstaltet, als sei ein Tornado durchs Haus geflogen. Typisch: Oft unreine Haut, will sich nicht waschen, riecht streng
  • CALCIUM PHOSPHORICUM: Wachstumsschmerzen (körperlich und seelisch), nichts kann sie oder ihn zufriedenstellen, Nörgeln, Konzentrationstörungen. Typisch: verlangsamte Entwicklung, Verlangen nach geräucherten Speisen
  • NATRIUM CHLORATUM: innerer Rückzug, nur Zweierfreundschaften, weint nicht in Gegenwart anderer, Schulkopfschmerzen. Typisch: Trost verschlimmert; kann nicht aufs Klo, wenn jemand sie oder ihn hört
  • PULSATILLA: große Abhängigkeit von anderen (Gruppendruck), braucht Harmonie, kann sich schwer lösen, Eifersucht unter Schwestern. Typisch: weint schnell und braucht viel Trost und Zuwendung
  • SILICEA: stur, macht nur, was er oder sie kennt, hat große Angst, zu versagen und kommt deshalb nicht zu Potte, kann sich nur ganz schwer entscheiden. Typisch: Knoten, Knötchen, Furunkel, Angst vor Nadeln, übelriechender Fußschweiß (Quelle: globulix.net)
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