#metime: Was mache ich bloß mit meiner Zeit?

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Hinter mir liegt ein Strohwitwen-Wochenende: 1 Tag, 1 Nacht und noch 1 Tag ohne Mann und ohne Kinder.

Ich.

Ich!

Ich?

Wie lange habe ich mir diese Situation herbeigewünscht: Nach vielen Jahren des Mama- und Ehefrau-Seins einfach mal wieder alleine sein. Nur ein paar Stunden. Auf niemanden Rücksicht nehmen müssen, an niemandem denken müssen, für niemanden mitdenken muss, nichts planen, organisieren und an keine Uhrzeiten halten. Freiheit pur also. Einfach nur ich sein und das tun, was ich früher auch getan habe.

Die guten alten Zeiten….

Früher. Das ist schon lange her. Viele Jahre. Was habe ich früher also alles gemacht, was mir nun so sehr fehlt, dass ich es unbedingt machen möchte?

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Ja was war es? Früher habe ich studiert, ich habe gearbeitet (gut, das mache ich jetzt auch), ich hatte mein Hobby mit meinem Göttergatten. Der ja jetzt nicht da ist. Und tanzen alleine – geht nicht. Früher habe ich viel gelesen. Mehr gelesen als heute. Aber ich lese noch. Und sonst? Was habe ich früher mit meiner Zeit gemacht? Was war es, was mir so schwer gefallen ist aufzugeben? Oder anders gesagt: Was habe ich mir zurückholen können, dass es mir heute gar nicht mehr so fehlt?

Wenn die Fremdbestimmung zum Gleichgewicht wird

Wenn ich mich an die Zeit kurz nach der Geburt meiner ersten Tochter zurückerinnere, da hat mir so viel gefehlt: Schlaf, Essen, Zeit, Duschen – das alles war mit Baby nicht möglich. Oder zumindest nicht dann, wann ich wollte. Ich konnte nicht mehr über mich, meinen Körper und meinen Tagesablauf bestimmen – da war jetzt  ein kleiner rosiger Mensch, der lautstark den Ton angab und meinen Tag plante. Natürlich nicht im voraus. Was ist es mir schwer gefallen, mich auf diese neue Herausforderung einzulassen und anzunehmen, dass nun ein Baby mein Leben bestimmt. Zumindest ein stückweit.

Aber die Zeit ging vorbei und langsam habe ich wieder Zeit für das gefunden, was mir wichtig war. Ich habe mich daran gewöhnt und es mit mir eingerichtet, dass ein Teil meines Lebens fremdbestimmt ist. Ich kam ins Gleichgewicht. Jede Beziehung ist ein Geben und Nehmen. Früher, vor der Geburt, habe ich viel genommen: Mir viel Zeit genommen für Dinge, die ich glaubte, dass sie wichtig waren. Dann kam mein Baby und ich habe gegeben, gegeben, gegeben. Manchmal zu viel. Ich lernte mich zu fokussieren und ich habe aber auch wieder begonnen zu nehmen. In kleinen Dosen. Zuerst mal ein Vollbad, dann einmal 2 Stunden Zeit für mich, dann mal alleine einkaufen gehen, Zeit für ein Buch. Langsam habe ich mir das zurückgeholt, was mir wirklich wichtig war.

Meine Kinder haben mir beigebracht, mich zu fokussieren und darüber nachzudenken, was ich brauche, um im Gleichgewicht zu sein. Vielen unnötigen Ballast habe ich in meinem früheren Leben zurückgelassen.  Mein damals selbstbestimmtes Leben war gefüllt von viel Müll, der mir heute mit der wenigen Zeit, die ich für mich habe, gar nicht mehr einfallen würde. So ändert sich vieles im Leben. Heute bin ich überfordert, wenn ich zu viel Zeit für mich habe – ich bin es nicht gewohnt. Mir fehlt dann die Balance zu meinem fremdbestimmten Leben, das genauso viele Verpflichtungen und Aufgaben wie Gänsehautmomente bereithält.

 

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