Mama ist dann mal weg: Tausche Wickeltasche gegen Clutch

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An den meisten Tagen bin ich Mama aus Leidenschaft, Überzeugung und mit Herz. Ich liebe es, Mama zu sein. Als Mama bin ich aber auch viel alleine unterwegs oder umgeben von einer Kinderhorde, die mich auf andere Erwachsene (sofern sie keine Kinder haben) wie eine ansteckende Krankheit wirken lässt. Ich muss in überfüllten Einkaufsstraßen keinen Spießrutenlauf hinlegen, wenn ich da mit meinen drei Kindern auftauche  – uns macht man den Platz frei. Freiwillig. Achtung, bei Berührung schwanger oder so müsste ich mir mal auf ein T-Shirt drucken lassen. Oder ein Kinder-Shirt mit der Aufschrift „Bist du mein neuer Papa oder meine neue Mama?“

Das kommende Wochenende werde ich nicht da sein. Ich tauche unter. Nein: Ich tauche ein. In eine Welt VOR den Kindern. In ein Mädelswochenende. Ohne Kinder. Ohne Männer. Frauen unter sich. Das rockt. Ich bin mindestens genauso aufgeregt, wie damals in der Volksschule, als ich zum ersten Mal alleine weggefahren bin.

Schnell meldet sich mein schlechtes Gewissen:

Aber darf ich das als Mama überhaupt? Darf ich mich tatsächlich auf ein kinderloses Wochenende freuen? Kann ich einfach so alleine verreisen? Wie wird es den Kindern damit gehen? Werden sie mich vermissen und werde ich sie vermissen?

Wer dann noch Salz in die Wunde streut, ist klar. Die Schwiegermutter. „Die armen Kinder……“

Schwamm drüber. Die letzten Male haben sie es auch überlebt. Und es war L.E.G.E.N.D.Ä.R. (HIMYM sei Dank).

Die Gedanken sind schnell wieder weg, sobald ich im Zug sitze. Ich schaue aus dem Fenster, lese ein Buch und suhle mich in meiner Euphorie, endlich wieder Zeit für mich zu finden. Ich habe die Chance, ein ganzes Wochenende für mich zu haben, mich um niemanden kümmern zu müssen, keine Tränen trocken zu müssen, keinen Weltschmerz zu trösten, keine  Streitereien zu schlichten, keine Wunden zu verarzten, kein Essen zu kochen, keine Bettwäsche zu wechseln, keine Grundsatzdiskussionen zu führen. Nichts davon wird mich an diesem Wochenende begleiten.

Stattdessen:

  • Schlafen in einem großen Doppelbett, alleine, ohne Füße im Rücken, fremden Sabber am Polster oder das Schnarchen eines Kindes.
  • Duschen, so lange ich will und zu wissen, es ruft niemand nach mir und braucht etwas genau jetzt ganz furchtbar dringend.
  • Essen, was ich will und vor allem wann. Frühstück erst um 10 Uhr? Kein Problem!
  • Ausgehen, so lange ich möchte und wissen, am nächsten Tag kann ich ausschlafen und werde nicht schon um 7:30 Uhr spätestens geweckt.
  • Reden: Nicht über Windeln, Zahnen und Co., auch nicht über Marienkäfer, die Sterne oder warum ich so gemein bin und auch nicht mit ständiger Unterbrechung.
  • Die kleine Tasche: Tausche Wickeltasche gegen Clutch und habe einmal nicht kiloweise Sand, Feuchttücher, Taschentücher, Lego-Spielfiguren und zerbröselte Blätter eingesteckt.

Und während ich so darüber nachdenke, wird mir eines bewusst: Mir wird das auch alles ganz schön fehlen.

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