Konfliktfreie Betreuung durch Großeltern

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Konfliktfreie Betreuung durch Großeltern

Früher wurde anders erzogen. Aber Großeltern bleiben unverzichtbar. Fast ein Drittel der Omas und Opas betreuen die Enkel mindestens einmal in der Woche. Sie springen am Nachmittag oft ein, wenn die Betreuung in der Schule oder Kindergarten fehlt. Dennoch hat sich das klassische Rollenverständnis aufgelöst. Konflikte entstehen.

Mit diesen Tipps kommen Eltern und Großeltern miteinander klar.

Großeltern sind die Babysitter Nummer 1 auf der Wunschliste von Eltern
Großeltern sind meist die bevorzugten Babysitter. Aber von der familiären Betreuung profitieren auch Enkelkinder. Für Eltern ist das eine Erleichterung. In Zeiten, in denen Kindergartenplätze rar und Tagesmütter für Geringverdiener ein unerschwinglicher Luxus sind, sind Oma und Opa ein willkommener Babysitter. „Opa macht mit mir alles!“- „Oma kocht mir was ich will“ So antworten Kinder, wenn man sie danach fragt, von wem sie gerne am Nachmittag betreut werden. Tatsächlich kümmern sich in Österreich hauptsächlich Verwandte um die Betreuung von Acht- bis Zehnjährigen. Mehr als die Hälfte wird am Nachmittag gar nicht außerhalb des Elternhauses betreut.
Allerdings bietet diese Konstellation auch Konfliktpotenzial
Kinder stehen heute mehr im Mittelpunkt. In Großstädten leben mehr Einzelkinder als in ländlichen Gebieten. Bei Erziehungsfragen klappen die Auffassungen häufig auseinander. Moderne Eltern erziehen ihre Kinder anders als vorangegangene Generationen. Während heute das Kind mehr im Vordergrund steht, lief der Nachwuchs in früher einfach mit. Oft ist der Arbeitstag der Eltern stressig, deshalb neigen sie dazu die Kinder zu verwöhnen.

Was Oma und Opa nicht tun sollten

Zu Oma und Opas Zeiten war es anders. Es gab starre Verhaltensregeln, nach denen sich Kinder richten mussten. Individuelle Förderung war vor Jahrzehnten weit nicht so ausgeprägt, wie heute. Wenn es dann darum geht, Oma und Opa auf den neusten Stand der Erziehungsfragen zu bringen, läuft das nicht immer ohne Konflikte ab. Viele Probleme entstehen, weil die Großeltern dem Enkel Dinge erlauben, die es zu Hause nicht darf. „Das haben wir früher nicht anders gemacht und aus euch ist auch was geworden!“ lautet häufig das Argument.

Das Kind zu sehr verwöhnen

Junge Eltern fühlen sich von den eigenen Eltern nicht ernst genommen. Bei anderen schwellt unterbewusst eine Eifersucht aufs eigene Kind. Das passiert dann, wenn die Eltern zu einem selbst streng waren, doch beim Enkelkind anscheinend die eigenen Erziehungsansätze über Bord werfen. Das früher Unmögliche wird heute erlaubt.

Kinder in Konflikte miteinbeziehen

Gefährlich wird es, wenn Konflikte über das Kind ausgetragen werden. In extremen Fällen manipulieren Großeltern den Enkel, um die Autorität der ungeliebten Schwiegerkinder oder des eigenen Nachwuchses zu untergraben. Wächst der Enkel in einer vegetarischen Familie auf und serviert die Oma aus trotz dem Enkel regelmäßig Schnitzel und sinniert vor ihm darüber, wie wichtig Fleisch in der Ernährung sei, löst das beim Kind einen Interessens- und Loyalitätskonflikt aus.

Eigene Erwartungen klar definieren…

Großeltern sind nicht nur aufgrund ihrer Lebenserfahrung entspannter, sondern verspüren auch keinen Druck mehr. Denn, sie müssen ihren Enkelkindern gegenüber keinen Erziehungsauftrag mehr erfüllen. Den haben nun den Eltern. Großeltern verwöhnen lieber. Omas und Opas machen am liebsten Unternehmungen nach den Wünschen ihrer Enkel. Genauso Kochen Omas am liebsten das Lieblingsessen der Enkelkinder und verwöhnen sie mit Geld und Geschenken.

… und Probleme offen ansprechen

Die vielen Freiheiten und lockeren Regeln sind den Eltern manchmal ein Dorn im Auge. Sie gewinnen den Eindruck, dass ihre Autorität untergraben wird. Deshalb sollten Eltern sich klar machen, was genau sie von den Großeltern erwarten. Geht es ihnen vordergründig darum, dass die lockeren Ansichten der Großeltern sich zu sehr mit dem eigenen Erziehungsstil unterscheiden oder rührt der Konflikt mehr aus dem Wunsch heraus, die eigene Vergangenheit zu verarbeiten? In solchen Fällen helfe es, wenn Eltern das Problem offen ansprechen.

Abläufe klären und Grenzen ziehen

Bei routinierten Abläufen können Eltern nicht erwarten, dass es bei den Großeltern genauso abläuft, wie bei ihnen selbst. Hier müssen sie den Großeltern Spielraum geben. Eltern können zum Beispiel vereinbaren, dass das Kind vielleicht nur einmal in der Woche vor dem Mittagessen Süßes bekommt. Umgekehrt bedeutet das, dass Großeltern sich mit den Eltern absprechen. Lehnen diese zum Beispiel die Nutzung von Medien ab, sollten Oma oder Opa nicht gleich ins nächste Geschäft laufen und dem Enkelkind das sehnlichst gewünschte Smartphone kaufen.

Mitspracherecht einräumen…

Vor allem bei Alleinerziehenden springen Großeltern häufig bei der Betreuung ein. Wenn ein Kind oft bei Oma oder Opa ist, baut es eine ähnlich starke emotionale Verbindung auf wie zu den Eltern. In solchen Fällen sind Großeltern häufig ebenfalls an der Erziehung beteiligt und fordern auch ein Mitspracherecht ein. Angst, dass die Enkelkinder zu sehr verwöhnt werden, brauchen Eltern nicht zu haben. Das tut Kindern sogar ganz gut, es ist wie eine kleine Insel der Zuflucht von den Regeln der Eltern. Die Kinder heißen die Freiheiten nicht nur willkommen, sondern lernen auch andere Gewohnheiten kennen und wachsen in dem Wissen auf, dass nicht jeder nach den gleichen Regeln lebt.

…und was die Eltern nicht einfordern können

Es ist wichtig, dass Eltern die Großeltern nicht überfordern. Generell gilt: Die Betreuung von Enkelkindern ist seitens der Großeltern eine freiwillige Leistung. Manche wollen die Freiheiten des Rentnerdaseins genießen und verbringen vielleicht ihre Zeit lieber Reisen oder gehen neuen Hobbys nach, statt sich überwiegend um die Enkel zu kümmern. Das stereotype Denken von Rentnern, die immer Zeit haben, trifft in der Realität nicht zu. Während manche Senioren mit Reisen und Hobbys beschäftigt sind, leben andere nach einer strikten Routine. Begreifen Eltern sie als ständig verfügbare Babysitter, könne das Großeltern überfordern. Um mögliche Streitigkeiten über Verfügbarkeiten auszuweichen, sollte man sich vorher absprechen.

 

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