#gleicheChancen für alle Kinder

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Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich hängt der Schulerfolg noch immer von der sozialen Herkunft ab. Ob ein Kind ein Mathe-As wird, ob es aufs Gymnasium geht oder die Schule abbricht hängt stark von seinem sozialen Background ab. #gleicheChancen für alle Kinder sind das Ziel – nicht nur um Bildung zu ermöglichen, sondern auch Integration.

Freudvolle Zukunft

Meine Kinder gehen gerne zur Schule. Sie sind interessiert und begeistert. Sie wollen lernen. Sie wollen wissen, wieviel 34×7 ist, wie das Wetter funktioniert und wie man in Schreibschrift schreibt. Mit dieser Neugierde und diesem Drang wurden sie geboren und er begleitet sie schon durch ihre ganze Kindheit. Er ist der Motor ihrer Entwicklung, er ist der Antrieb für ihre Neugierde, ihr Interesse und ihren Willen, selbständig zu werden und Situationen alleine zu meistern. Es ist ein Bedürfnis. Sie machen das für sich und nicht, weil sie dabei an ihre Zukunft denken. Sie wissen noch gar nicht, was sie werden wollen, aber sie blicken in eine freudvolle Zukunft. Ohne Ängste.

Hoffnung auf eine bessere Welt

Es geht aber nicht allen Kindern so. In ihrer Schule gibt es aber auch viele Kinder, die mit dem Wunsch, dass sie einmal eine bessere Zukunft haben, nach Österreich geschickt wurden. Viele von ihnen sind unbegleitete Minderjährige, leben in Heimen und sind mit der Situation, der sie ausgesetzt sind, überfordert.

Tatsächlich ist es aber so, dass diese Kinder gegenüber österreichischen Kindern in vielen Belangen schlechter gestellt sind:

  • Keine kindgerechte Unterbringung
  • Die Verteilung der Unterbringung erfolgt nach Aktenzahl, nicht nach individuellen Bedürfnissen
  • Die Schulpflicht endet mit 14 Jahren – danach hängt es vom Ermessen der Schulleitung ab, ob sie aufgenommen werden
  • Jugendliche im Asylverfahren finden kaum eine Lehrstelle
  • Außerschulische Projekte für Kinder und Jugendliche ohne Ausbildung sind begrenzt
  • 200 Stunden Deutschkurs genügen für die Grundversorgung – damit erreichen die meisten TeilnehmerInnen nur das Niveau A1 – dabei brauchen sie eine solide Sprachbasis
  • Therapieplätze für traumatisierte Minderjährige gibt es viel zu wenig

Doch genau diese Therapieplätze wären so wichtig, wenn es um eine erfolgreiche Integration und #gleicheChancen geht. Wie wichtig das ist, erfahren wir jeden Tag in der Schule:

Adam

„Jetzt sollte der Adam (Name geändert) aber langsam wissen, dass er sich mit Gewalt keine Freunde macht“ – sagt eine Mutter, während wir auf unsere Kinder nach der Schule warten. „Jetzt wird es aber langsam Zeit, dass er sich anpasst.“ – sagt eine andere. „Genau das kommt dabei raus“ – meint eine andere.

Adam hat Glück. Er darf eine Schule besuchen, er darf unsere Sprache und unsere Kultur kennenlernen. „Eigentlich“ eine ideale Startbedingung, wenn es um Integration geht und darum, Vorurteile abzubauen und Toleranz zu fördern.

Aber: Adam ist vielen Eltern ein Dorn im Auge, weil der Adam nicht so ist, wie sie es sich wünschen. Adam ist 11 Jahre alt und besucht die 3. Klasse. Er ist älter und größer als seine Klassenkollegen. Adam versteht kaum Deutsch und integriert sich nur schwer in die Klasse. Dem Unterricht kann er kaum folgen. Adam löst Konflikte mit Gewalt: Er haut, er schubst, er tritt. Die Kinder mögen Adam nicht und wollen nicht mit ihm nicht befreundet sein. Er wird ausgeschlossen, obwohl er doch integriert werden soll. Adam sitzt mittendrin und ist doch draußen. Adam, Eltern, Lehrer und Schüler sind mit der Situation überfordert. Dabei ist Adam unschuldig.

Alltag

Adam ist nicht erfunden, er geht zusammen mit meiner Tochter in die Klasse. Er ist letztes Jahr nach Österreich geflohen und wurde dieser Klasse zugewiesen. Es wurde nicht darauf geschaut, ob er dafür schon bereit ist oder welches Schicksal hinter ihm liegt. Doch die  Situation überfordert ihn – Adam ist noch gar nicht bereit sich auf die Schule oder die Integration zu konzentrieren, weil er Dinge erlebt hat, die für ein Kind traumatisierend sind. Statt zuerst diesen Rucksack voll mit Ängsten, Verzweiflung und Sehnsucht aufzuarbeiten, soll er ein normales Schulleben führen, wissbegierig sein und lernen. Das kann nicht gehen.

Besondere Bedürfnisse

So wie Adam sind viele Kinder noch nicht bereit für die Schule.  #gleicheChancen bedeutet nicht nur, dass diese Kinder dieselbe Bildung erfahren dürfen, sondern auch, dass auf ihre besonderen Bedürfnisse eingegangen wird. Doch dafür gibt es zu wenige Therapieplätze. Adam wird sein Trauma noch lange mit sich herumtragen, wird es immer schwer haben, wenn er nicht die Chance bekommt, seinen Rucksack aufzuarbeiten. Und das wünsche ich Adam von Herzen. Unsere Kinder sind unsere Zukunft und es sollte uns nicht egal sein, was mit ihnen ist. Und schon gar nicht dürfen wir Wut oder Hass auf sie entwickeln. Damit Adam genauso in eine freudvolle Zukunft blicken kann, muss er seine Erlebnisse aufarbeiten. Adam ist unschuldig – so wie die vielen anderen Kinder auch. Und er ist verletzlich.

Wir sollten alle an einem Strang ziehen, um allen Kindern in Österreich die gleichen Chancen zu bieten – egal welche Hautfarbe, Religion oder Vorlieben jemand hat. Es gibt nichts, dass es rechtfertigt, Ungereimtheiten auf dem Rücken von Kindern auszutragen.

1000 Tauben

Das SOS Kinderdorf möchte auf die schlechten Zustände aufmerksam machen und zeigen, dass es nicht in Ordnung ist, diese Kinder zu mobben, sodass sie sich nicht mehr auf die Straße trauen. Setzen wir gemeinsam ein Zeichen und falten wir gemeinsam Tauben.

Warum Tauben? Weil nach einer alten japanischen Überlieferung nach 1000 gefalteten Origamitieren ein Wunsch in Erfüllung geht. Ein wirklich schöner Gedanke und wir hoffen, ihr macht zahlreich mit.

Poste deine gefaltete Taube auf der FB-Seite vom SOS-Kinderdorf oder auf Instagram/Twitter mit dem #gleicheChancen!

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