Feuchttücher selber machen – Poreinigung ohne Chemikalien

Babypflege
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Feuchttücher selber machen? Für die meisten Eltern unvorstellbar, obwohl Feuchttücher zur Grundausstattung eines Babys gehören wie Bodys und Windeln. Dabei werden die Feuchttücher nicht nur für den Po verwendet, sondern auch Finger und Mund werden mit ihnen gereinigt (trotz des nicht unbegründeten Warnhinweises, dass Feuchttücher von Augen und Schleimhäuten ferngehalten werden sollen). Aus der Wickeltasche sind sie nicht mehr wegzudenken, denn ohne Zweifel sind sie praktisch: Sie sind griffbereit, man muss sie nach Gebrauch nicht waschen, sondern kann sie einfach entsorgen. Viele Eltern wissen jedoch nicht: So unbedenklich ist der Gebrauch von Feuchttüchern nicht, wie der aktuelle Öko-Test zum Thema Feuchttücher zeigt. Dabei gibt es eine gute Alternative: Feuchttücher selber machen.  Wir zeigen dir, wie einfach es ist, Feuchttücher selber zu machen.

 

Woraus bestehen Feuchttücher?

Auch wenn die Werbeslogans versprechen, das Feuchttuch sei milder als Wasser, ist eines klar: Damit sie so geschmeidig und feucht bleiben, enthalten Feuchttücher jede Menge Zusätze und Konservierungsmittel wie Polyaminopropyl Biguanide (dieses wurde als Gefahrenstoff eingestuft und ist seit 2015 in der Kosmetik verboten!) und Phenoxyethanol, dem eine toxische Wirkung nachgesagt wird. Würden Feuchttücher auf diese Zusatzstoffe verzichten, wären sie nicht mehr als ein in Wasser getränkter Waschlappen, der schnell verschimmeln würde. Zu diesen Stoffen kommen dann noch Parabene, Duftstoffe, Alkohol und Tenside – doch was haben diese Chemikalien an zarter Babyhaut bzw. im Intimbereich zu suchen? Zumal der Warnhinweis, die Feuchttücher von Schleimhäuten fernzuhalten, spätestens beim Wickeln nicht eingehalten werden kann. Feuchttücher selber machen hat den Vorteil dass du weißt, was drinnen ist. Und du wirst keinen dieser Zusatzstoffe benötigen. Das tut der Haut deines Babys gut.

Doch wozu braucht man diese Zusatzstoffe?

  • Parabene machen die Produkte haltbarer und sind synthetisch hergestellt. Seit April 2015 sind Propyl- und Butylparaben für den Windelbereich verboten, da sie die Bildung männlicher Hormone hemmen. Die anderen Parabene sind jedoch deswegen nicht besser oder ungefährlicher: Parabene sind nicht giftig und auch Allergien sind selten, doch langkettige Parabene können wie weibliche Hormone wirken und auf die hormonellen Prozesse wirken. Schon in geringer Konzentration sollen sich Parabene auf die Fortpflanzung auswirken. Studien haben außerdem nachgewiesen, dass parabenhaltige Produkte bei Mädchen zu einer früheren Pubertät führen und Krankheiten der Geschlechtsorgane sowie Brust- und Schilddrüsenkrebs hervorrufen kann. Kurzkettige Parabene wie Methyl- und Ethylparabene sind (angeblich) unbedenklich.
  • Alkohol: Auch dieser wird für die Konservierung eingesetzt. Dabei wird vergessen, dass Alkohol die Haut austrocknet und bei mehr als 3% die Zellen schädigen kann.
  • Duftstoffe: Sie sorgen dafür, dass die Feuchttücher frisch und angenehm riechen – häufig rufen sie jedoch Allergien hervor und reizen die Haut.
  • Tenside: Sie sind dafür verantwortlich, dass die Inhaltsstoffe gut miteinander vermischt sind und erleichtern die Reinigung. Was harmlos klingt, kann aber dazu führen, dass sie den ph-Wert der Haut ändern und den natürlichen Säureschutzmantel zerstören. So haben Pilze und Bakterien ein leichtes Spieln.

Wenn du auf all diese Zusatzprodukte verzichten willst, kannst du Feuchttücher selber machen – das dauert nicht lange und ich ganz einfach.

Im aktuellen Testbericht von Öko-Test wurden 43 Produkte gekauft und getestet – mehr als die Hälfte der Produkte wurde mit „sehr gut“ und „gut“ eingestuft, in den restlichen Produkten stecken jedoch zu viele Inhaltsstoffe. In 8 Produkten wurde sogar Polyaminopropyl Biguanide gefunden, obwohl es in Kosmetikartikeln bereits verboten ist und als Gefahrenstoff eingestuft wurde. Dass es dennoch verwendet wird liegt an der Tatsache, dass es als Konservierungsmittel nicht verboten wurde – daran arbeitet die EU-Kommission.

Das Testergebnis zeigt auch, dass die teureren Produkte (Babytücher mit und ohne Parfüm) schlechter abschnitten als die vermeintlichen „Billigprodukte“ und Eigenmarken. Der Preis sagt also nichts über die Qualität der Produkte aus. Teurer ist nicht automatisch besser und auch die Werbeslogans halten nicht, was sie versprechen. Denn Bübchen Sensitive Feuchttücher werben mit „Hautschutzversprechen“ und eine sorgfältige Auswahl natürlicher Inhaltsstoffe – jedoch enthält das Produkt Polyaminopropyl Biguanide, ebenso wie Hipp Baby Sanft Ultra Sensitive. Die beliebten Pampers schnitten nur mit befriedigend bzw. ausreichend ab. Bübchen, Hipp und Huggies erreichten nur ein mangelhaft.  Eigenmarken von Drogerien und Diskontern wie Babylove  hingegen schnitten sehr gut ab. Wenn dir jetzt auch schlecht geworden ist und du dich fragst, welche Alternativen es gibt, dann lass dir zeigen, wie du Feuchttücher selber machen kannst. Es ist kinderleicht, versprochen!

 

Wunder Po von den Feuchttüchern?

Ja, ein wunder Babypo kann durchaus auf die Verwendung von Feuchttüchern zurückgeführt werden. Der Windelbereich ist ohnehin schon stark strapaziert durch den Kontakt von Urin und Kot – die Haut ist aufgeweicht und empfänglich für Bakterien und Pilzen, die dieses feuchtwarme Klima bevorzugen. Feuchttücher reinigen chemisch: Sie entfernen nicht nur Urin und Kot, sondern auch den Säureschutzmantel der Haut. Noch ein Grund, Feuchttücher selber zu machen, denn hier bleibt der Säureschutzmantel der Haut verschont.

Wenn dein Baby schon einen wunden Po hat, dann hilft schwarzer Tee. Dazu einfach Tee aufkochen, abkühlen lassen, ein Wattepad tränken und die offenen Stellen damit betupfen. Auch Heilwolle unterstützt den Heilungsprozess genauso wie Pflegecremen mit Calendula und Zink. Dazwischen tut es gut, das Baby nackt strampeln zu lassen und möglichst häufig Wickeln.

Welche Alternativen gibt es zu Feuchttüchern?

Kinderärzte und Hebammen raten schon lange dazu, den Intimbereich des Babys einfach mit lauwarmen Wasser und einem Waschlappen zu reinigen. Das reicht völlig aus und ist ungefährlich. Wer ein wenig mehr Komfort möchte, kann Feuchttücher selber machen und hat so auch unterwegs immer etwas zur Reinigung mit. Urin ist darüber hinaus steril und enthält Urea, einen hautpflegenden Stoff, der auch in vielen Cremen verwendet wird. Ist der Po des Babys also nur feucht, dann reicht es das Baby nackt strampeln zu lassen oder leicht zu föhnen – je mehr Urea am Baby bleibt, desto mehr unterstützt du die Haut und ersparst dir teure Cremen!

Altbewährt: Wasser und Waschlappen

Wenn du neben dem Wickeltisch einfach eine Schale Wasser und einen Waschlappen hinlegst, reicht das vollkommen aus, um den Po deines Babys zu reinigen. Alternativ kannst du auch eine Küchenrolle verwenden oder trockene Kosmetiktücher. Aber auch alte Stoffreste von alten T-Shirts können zur Reinigung verwendet und anschließend gewaschen werden. Das spart Geld und enthält keine Chemie!

Für unterwegs ist eine Sprühflasche praktisch, mit der du den Stofffetzen anfeuchtest. Achte darauf, dass du abgekochtes Wasser verwendest. Füge ihm auch ein paar Tropfen gutes Lavendelöl oder Kokosöl bei – diese Öle wirken antibakteriell.

 

Schnell: Baby-Po direkt unters Wasser

Diese Methode funktioniert zu Hause problemlos, wenn du beim Wickeln oder beim Abhalten dein Baby ohnehin schon ausgezogen hast. So kannst du es auch direkt unter den Wasserhahn halten und anschließend sanft mit einem Handtuch trockentupfen.

 

Alternativ: Feuchttücher selber machen

Feuchttücher selber machen geht schneller als du denkst und du hast einen Vorteil: Du weißt, was drinnen ist. Gerade für unterwegs ist es praktisch, eine kleine Box mit Feuchttüchern mitzuhaben. Aber auch unterwegs musst du nicht darauf verzichten zu wissen, was drinnen ist.

Feuchttücher selber machen – das brauchst du dazu:

Du kannst die Feuchttücher aus Einmaltüchern machen, wie etwa aus Vliestüchern oder du stellst waschbare Feuchttücher her. Dazu eignen sich Stofftaschentücher, Fleecestücke, kleine Waschlappen oder zerschnittene Bettwäsche – schau einfach einmal bei dir zu Hause, was du findest.

Wenn du fertige kleine Tücher kaufen möchtest um Feuchttücher selber zu machen, dann eignen sich besonders jene von Imse Vimse, die aus Bio-Baumwolle bestehen oder du greifst auf das Einmalvlies zurück.

Feuchttücher selber machen – das solltest du kaufen:

 

 

Feuchttücher selber machen – so geht es:

  • Falte die Tücher so, dass du sie nacheinander aus der Box ziehen kannst. Danach die Tücher mit kochendem Wasser übergießen und in die Box legen.
  • 1 TL Kokosnussöl in 200ml abgekochtes Wasser gießen und verrühren (reicht für 15 Tücher)
  • Diese Mischung über die Tücher gießen
  • Wenn du möchtest, noch ein paar Tropfen Lavendelöl untermischen
  • Fertig!
  • Die Feuchttücher halten ungefähr 2 Tage
  • Nach Gebrauch einfach bei 60Grad in der Waschmaschine waschen.

Für unterwegs ist es praktisch, entweder die Feuchttücher in der Skip Hob Bo mitzunehmen oder ein paar einzelne in eine große ImseVimse Wetbag zu geben. So schnell kannst du Feuchttücher selber machen – das war jetzt wirklich nicht schwierig, oder?

Wichtig ist, die Tücher schnell aufzubrauchen, weil sie keine Konservierungsstoffe enthalten und sich Keime somit rascher vermehren können. Damit du nicht alle zwei Tage panschen musst, fertige einfach schon mehr von der Lösung an und gib sie dann bei Bedarf über die Tücher.

 

Hebammentipp: Öltücher

Hebammen raten dazu, Öltücher zu verwenden. Auch hier brauchst du wieder eine Dose, in die die Blätter gelegt werden. Verwende einfach Küchenrolle (diese musst du zuschneiden) oder Toilettenpapier.

Was du tun musst? Die Blätter in Oliven- oder Mandelöl tränken und dann 24 Stunden einziehen lassen.

Öko-Test rät dazu, den Werbeaussagen nicht zu vertrauen, da sie keine Aussagekraft haben. Eltern haben jedoch die Wahl:

Feuchttücher selber machen ist keine Wissenschaft, sondern eine praktische Alternative zu den käuflichen Produkten mit dem guten Gewissen zu wissen, was drinnen ist.

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