Facebook, Twitter & Co.: Ein Angriff auf das Selbstwertgefühl?

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Soziale Medien wie Facebook, Twitter, Pinterest, Instagram und Co. sind aus dem täglichen Leben eines 08/15 Smartphone-Benutzers kaum mehr wegzudenken. Eine Aktualisierung der Timeline gehört zum Morgenritual wie der Kaffee. Bevor ein Blick in die Tageszeitung geworfen wird (macht das heute noch wer?) werden auf Facebook verschiedene Statusmeldungen gecheckt, auf Twitter die aktuellen News verfolgt und auf Pinterest neue Pins gepinnt.

Dass der häufige Gebrauch der sozialen Medien auch süchtig machen kann, ist bekannt. Aber wer von sich würde schon behaupten, von Facebook und Twitter abhängig zu sein? Weniger bekannt ist allerdings, dass soziale Netzwerke zu depressiven Verstimmungen und Stress führen können. Da kommen dann wir Mütter ins Spiel.

Die Sache mit der Realitätsverschiebung

Studien haben gezeigt, dass vorwiegend die glücklichen Momente des Lebens auf Facebook, Twitter und Co. geteilt werden. Das kann man gut bei Müttern beobachten, die immer Happy-Peppy-Bilder von ihrem Kind posten: Mama und Kind lächeln, sind zufrieden, glücklich, ausgeglichen. Unterwegs, bei einem tollen Ausflug. Dass fünf Minuten früher das Glas zum 10ten Mal verschüttet wurde, das Kind schreiend am Boden lag oder eine schlaflose Nacht hinter einem liegt, erfährt der normale „Freund“ nicht. Das „normale“ Leben, das auch Probleme, Herausforderungen und Schicksalsschlägen mit sich bringt, wird ausgeklammert. Es entsteht der Eindruck, das Leben der anderen sei  einfacher, interessanter, besser oder glücklicher. Die Kinder der anderen weinen nie, sind nie trotzig, unausgeglichen oder Wut-Zwerge. Außerdem sind die Wohnungen immer aufgeräumter – trotz Job, zwei Kinder und einem perfekt gekochtem Abendessen. Wie machen sie das bloß? Der Weg für Selbstzweifel ist gelegt.

Facebook, Twitter & Co.: Sind sie ein Angriff auf das Selbstwertgefühl?

Ja, wenn man es zu ernst nimmt. In den sozialen Netzwerken begegnen Menschen einander und reagieren aufeinander. Sie posten das perfekte Urlaubsfoto, das perfekte Bikinifoto, den perfekten Schnappschuss, das perfekte Essen, den perfekten Strand, das perfekte Kind. Das Leben wird wie durch die rosa-rote-Brille präsentiert. Es werden nur die schönen Seiten gezeigt. Deprimierend, wenn ich währenddessen auf einen Stapel Wäsche schaue und auf mein mit Schokolade verschmiertes Kind, das seine Finger auf dem hellen Sofa verewigt hat.

Aber es braucht dafür gar keine anderen Menschen, die mich mobben oder mir Vorwürfe machen, wenn ich eine Frage stelle oder sich darüber auslasse, dass ich mein Bedürfnis nach Schlaf über das Nuckelbedürfnis meines Kindes stelle.

Fotos von Urlaubsdestinationen, von Traumhochzeiten, von den topgestylten, schlanken Frauen mit Baby auf dem Arm, während ich ungeschminkt, nicht frisiert und noch im Pyjama schnell einen Café Latte trinke, solange das Baby meine Abwesenheit im Familienbett noch nicht bemerkt hat. Mir bleibt ein Zeitfenster von etwa 15 Minuten. In mir kommt dann eines hoch: Unzufriedenheit und Selbstzweifel – wieso bekommen das andere alle unter den Hut. Wie machen die das? Haben die keinen Alltag mit einem Baby? Bekommen Celebrities einfach die einfacheren Babys? Und wie bleibt ihre Wohnung so aufgeräumt und sauber, während bei mir schon wieder ein Tornado gewütet hat? 

Wie sollen meine Kinder damit umgehen lernen?

Nun sitze ich als erwachsene Frau deprimiert vor dem Computer und bewundere das Leben andere Menschen. Ja ich beneide sie sogar darum. Ich beneide andere Blogger um ihr scheinbar unendliches Wissen in Sachen Pädagogik, ich beneide sie um ihre Gelassenheit im Umgang mit Alltagssituationen mit ihren Kindern, ich beneide sie um ihre Koch- und Backkünste und wie sie neben ihren Kindern, ihrem Berufsleben und was sonst noch alles einen tollen Blog führen mit wunderbaren Texten und tollen Fotos. Wahnsinn. Ich sehe dahinter nicht die Arbeit, bis das perfekte Foto entstand oder wie lange sie an dem Artikel gearbeitet haben.

Wir als Eltern sind auch aufgefordert unseren Kindern zu zeigen, dass die Welt im Internet nicht die wirkliche Welt ist. Ich glaube nicht daran, dass jede alltägliche Szene wirklich so  passiert ist – nein, viele Situationen geben nur viel Potential her, ein guter Artikel zu werden. Ob die Mutter wirklich so reagiert hat? Oder ob sie so hätte reagieren sollen? Ich weiß es nicht. Man darf nur nie vergessen, sich selbst ein wenig abzugrenzen und das auch den Kindern zu vermitteln. Die Welt auf Facebook, Twitter und Co. ist nicht immer rosig und bei den anderen ist nicht alles besser – genauso wenig wie die anderen immer alles dürfen. Wer aber nur mit der rosa-roten-perfekten-Scheinwelt der Stars auf Instagram bombardiert wird, der kommt der Realitätsverschiebung sehr nahe – denn hinter jedem perfekten Selfie steckt eine Menge Arbeit.

Es ist eher die Frage: Wie können wir diese Medien gebrauchen, ohne uns schlecht zu fühlen?

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