Es geht auch ohne Spielzeug

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Wieviel Spielzeug braucht ein Kind?

Gerade am Anfang des Lebens brauchen Kinder noch gar kein Spielzeug – sie genügen sich selbst. Sie lernen zunächst sich selbst kennen, ihren Körper, ihre Finger, ihre Zehen und dann die Umgebung, die sie umgibt.

Erstes Spielzeug: die eigenen Hände

Besonders das Spiel mit den eigenen Händen ist für die Kinder besonders wichtig, damit sie später einmal sicher greifen und die Welt erkunden können. Spielsachen, die dem Kind in diesem Alter geboten werden, lenken es davon ab, sich mit seinen Händen zu beschäftigen. Erst wenn das Kind seine Hände ausgiebig erkunden konnte, ist der geeignete Zeitpunkt, neue  Dinge anzubieten: Da wird ein Kochlöffel zum Mund geführt, abgeschleckt, er wird befühlt, gedrückt. Auf diese Art und Weise lernt ein Baby das Ursache-Wirkung-Prinzip: Eine Dose mit Reis macht nur dann Geräusche, wenn sie bewegt wird.

Ab wann soll man Spielsachen kaufen?

Wenn ein Kind sich Spielsachen wünscht, dann ist es auch Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Bei meiner Erstgeborenen war das so mit 3 Jahren. Da kam sie in den Kindergarten und entdeckte eine völlig neue Welt. Die Geschwister hingegen haben bis heute keine Wünsche, weil sie alles, was sie für ihre spezielle Entwicklungsphase gerade brauchen, ohnehin schon finden. Und wenn sie sich dann doch noch eine Schleichfigur dazu wünschen, dann gerne. Aber von ihnen kommen nur wenige Wünsche und wenn, dann sind es gemeinsame Ausflüge.

In der Nähe der Eltern sein

Denn sind wir uns ehrlich: Kinder wollen meistens in der Nähe in der Eltern sein und mit allem spielen, was sie gerade haben: Handy, Topf, Schneebesen, Kochlöffel, leere Dosen….. Die besten Spielanregungen finden Kinder in ihrer Umgebung. Sie verlangen nicht nach den bunten Spielsachen aus dem Spielzeuggeschäft, weil sie diese gar nicht kennen.

Warten, bis das Kind Wünsche hat

Mit den Spielsachen zu warten, bis das Kind sich von selbst welche wünscht, ist verdammt hart. Und noch härter ist es, diese Meinung durchzuhalten und zu vermeiden, dass das Kind von allen Seiten mit Spielsachen überhäuft wird. Meistens bekommen kleine Kinder Spielsachen, von denen wir Eltern glauben, dass sie diese brauchen. Oder weil wir uns vorstellen, wir hätten als Kind selbst gerne damit gespielt. Oder weil wir glauben, unser Kinder damit besonders gut fördern zu können. Oder weil es so niedlich ist. Oder weil es uns als Kind selbst so viel Spaß gemacht hat. Oder, oder, oder. Es sind selten Dinge, die sich das Kind gewünscht hat.

Die ersten Geschenke

Ich erinnere mich noch genau an den ersten Geburtstag bei meinem ersten Kind. Wir haben uns schon Wochen davor den Kopf zerbrochen, was wir ihr denn schenken. Was würde sie sich wohl wünschen? Was wird ihr Interesse wecken?. Es sollte etwas Besonderes sein und wir haben uns mit der Auswahl wirklich lange Zeit gelassen. Sie hat nur nie mit ihrem Geschenk gespielt. Interessanter war das Geschenkpapier, das wir ihr ja nicht wegnehmen durften, weil sie lautstark gegen unseren Versuch protestierte.

Dann kam der zweite Geburtstag und es war klar, dass es eine Puppenküche mit Zubehör wird. Weil eben jedes Kind eine Puppenküche braucht. In meinem Kopf hatte ich die romantische Vorstellung, sie würde dann auch in der Küche spielen. Ich hätte sie im Blick, während ich koche. Mein Kind hatte nur ganz andere Vorstellungen. Sie wollte mit mir kochen und selbst im Topf umrühren, die Salatblätter klein zupfen, die Tomaten schneiden.

Kinder brauchen kein fertiges Spielzeug

Da wurde mir klar: Kinder brauchen kein fertiges Spielzeug. Sie wollen an unserem Leben teilhaben und das machen, was wir machen. Also habe ich sie mitkochen lassen. Das dauerte dann länger und war nicht immer unfallfrei, aber sie lernte, dass Teller eben zerbrechen können, Messer scharf sind  und dass sie sich bei einer Lade die Finger einzwicken kann.

Wieviel Spielzeug braucht ein Kind?

Kinder brauchen in Wahrheit den Raum, Alltagsaufgaben zu übernehmen: Ob kochen, abwaschen, Wäsche waschen, kehren, den Akkuschrauber bedienen etc. – schon mit zwei Jahren konnte meine Tochter eine Sesselleiste mit dem Akkuschraubera bmontieren. Alleine!

Sie brauchen Naturmaterialien und die Möglichkeit, Schätze zu sammeln. Statt kleiner Kartons im Kaufmannsladen stehen bei uns lauter Körbchen mit Blättern, Ästen, Kastanien, Steinen, Schneckenhäusern, Nussschalen etc., die dann einfach umfunktioniert werden.

Und wenn wir sie nicht mehr zum Spielen brauchen, dann werden sie zum Basteln verwendet: Lustige Figuren werden mit ihnen geklebt, Bilder werden gestaltet und die Kastanien statt der Murmeln für bunte Bilder mit Farbkreisen verwendet.

Es ist viel zu viel

Unsere Kinder wollen, dass wir ihnen zuhören und sie ernst nehmen. So gut wir es mit dem Spielzeug auch meinen, zu viel ist zu viel. Oder frag dich mal selbst: Liest du ein Buch, das dir jemand geschenkt hat und es interessiert dich nicht? Verwendest du einen Duft, den du nicht riechen kannst, nur weil er dir geschenkt wurde? Nichts anderes ist es bei unseren Kindern: Wir überschütten sie mit Geschenken, weil wir es ja nur gut meinen. Aber wir tun ihnen damit keinen Gefallen, denn zu viel Spielzeug lenkt sie ab, macht Unruhe. Es führt dazu, dass sich dein Kind auf kein Spiel mehr konzentrieren kann und sich nicht mehr vertieft.

Weniger ist mehr

Vertrau deinem Kind. Es weiß, was gut für es ist. Genauso wie beim Schlafen oder beim Essen. Dein Kind weiß, wann es müde ist und es weiß, wann es satt ist. Warum also nicht auch beim Spielzeug?

Es macht also keinen Sinn Kindern etwas zu schenken, dass sie sich gar nicht wünschen. Unsere Kinder brauchen viel weniger Spielzeug, als wir vermuten. Heute spielen meine Kinder am meisten mit ihren Bausteinen, mit Lego und der Kugelbahn, sie malen, basteln, schneiden, kleben, lieben Bügelperlen und kochen entweder mit oder auch schon alleine.

Am liebsten nehmen sie immer noch an den Aktivitäten teil, die wir gemeinsam machen. Wenn sich ein Kind für etwas nicht interessiert, dann wird es auch nicht damit spielen. Es liegt stattdessen herum und wir ärgern uns entweder darüber, dass es nicht beachtet wird oder darüber, wie unlieb mit ihm umgegangen wird. Aber wundert uns das?


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