Der Niemand wohnt bei uns

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Kennst du ihn auch, den Niemand? Bei uns kommt er oft zu Besuch. Immer, wenn ich frage:

„Wer hat den Bademantel im Wohnzimmer liegen lassen?“

„Wer hat hier gespielt?“

„Wer hat meine Handschuhe genommen?“

„Wer hat den Schlüssel in die Waschmaschine geräumt?“

„Wer hat die Klopapierrolle in der Toilettenschüssel versenkt?“

„Wer hat meinen Kuchen aufgegessen?“

„Wer hat Minimis Ball versteckt?“

„Wer hat mit dem Kugelschreiber auf die Couch gemalt?“

„Wer hat die Papierschnipsel hier liegen lassen?“

 

Dann war es:

 

Niemand.

 

Ich kann Niemand auch nicht böse sein, denn ich weiß, Niemand macht es nicht mit Absicht. Er möchte mich nicht ärgern, auf die Palme oder zum Fluchen bringen. Weil er ja nicht offiziell bei uns wohnt, kennt er unsere Familienregeln auch nicht – ist doch logisch, oder?.

Ja, der Niemand besucht sogar andere Familien. Vielleicht war er auch schon einmal bei dir. Er hüpft also fröhlich von Familie zu Familie und immer wenn eine „Wer hat es“- Frage gestellt wird, dann ist er da. Wie aus dem Nichts. Er ist also ein unsichtbares Schutzschild für die Kinder, die so glauben, sich aus der Affäre ziehen zu können. Soll doch der Niemand den Schmutz wegräumen oder für die bunte Couch verantwortlich sein. Ist doch einfacher. Also meine Kinder machen gerne von ihm Gebrauch und wissen den Niemand für sich zu nutzen.

Als Mama fühle ich mich dem Niemand genauso hilflos ausgeliefert wie dem Wutzweg. Beim Wutzwerg weiß ich wenigstens, dass er irgendwann für immer auszieht oder nur noch in den Ferienzeiten bei uns vorbeischaut. Das ist wenigstens zeitlich begrenzt.

Aber beim Niemand?

Den Niemand wurden wir noch nie los und ich habe ihn noch nie erwischt. Noch nie! Er ist mir immer einen Schritt voraus. Das ist für mich nun genauso frustrierend wie für die Kinder, wenn sie jedes Jahr zu Weihnachten voller Hoffnung versuchen, das Christkind doch noch dabei zu erwischen, wie es aus dem Fenster fliegt.

Ich würde sagen: 1:1. Unentschieden, meine Lieben.

Also fast, denn beim Niemand sind die Kinder im Vorteil: Der kommt nicht nur ein Mal im Jahr, sondern manchmal täglich.

Der Niemand geht mir so richtig auf die Nerven, weil ich mich ständig über ihn ärgern muss. Ich kann ja nicht einmal die Kinder bitten ihren Aufgaben nachzukommen, wenn es doch der Niemand war. So bleibt mir nichts anderes übrig als ständig hinter ihnen herzuräumen.

 

Meine Strategien gegen den Niemand

Ich habe mit Strategien gegen den Niemand überlegt, denn eines ist klar: Wir haben kleinen Platz und wir wollen ihn für immer bei uns aufzunehmen. Was kann ich also tun?

  1. Ich bin besonders achtsam und hoffe, den Niemand irgendwann in flagranti zu erwischen. Irgendwann wird er einen Fehler machen – klappt ja bei der Polizei wenn sie auf Verbrecherjagd sind auch.
  2. Manchmal gebe ich Niemand einen Namen. Immer dann, wenn ich einen konkreten Verdacht habe, wer sich hinter dem Niemand versteckt haben könnte. Zum Erstaunen der Kinder liege ich damit auch oft richtig.
  3. Wir kümmern uns gemeinsam um die Sauerei, die Niemand mal wieder veranstaltet hat.
  4. Ich lasse mich von Niemand nicht mehr ärgern. Bevor es so weit ist, fange ich ihn ein, reiße das Fenster auf und schmeiße ihn raus. So, das hast du nun davon.

 

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