Der blaue Eisvogel

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Die achtjährige Jessica lebte mit ihren Eltern in der Nähe eines Wanderweges. Dieser schlängelte sich an einem Flussarm entlang. Sonntags fuhren die Menschen darauf mit dem Ruderboot spazieren. Sie erfreuten sich der Trauerweiden und Baumriesen, die sich tief über den Fluss neigten.

Es war am Flussufer schattig, still und geheimnisvoll. Jessica durfte eigentlich nicht alleine in die Nähe des Ufers gehen – aber manchmal tat sie es doch. Es gab da nämlich eine blaue Bank, die auf einer kleinen Halbinsel am Flussufer stand. Dort ging sie manchmal sonntags morgens hin, um Kanadagänse zu beobachten. Das Mädchen saß einfach da und betrachtete diese wunderbaren Vögel, die sich in Scharen einfanden und ihr lautes Geschnatter hören ließen. Jessica fand, das hier war ein Platz voller Magie. Sie war ganz allein mit den Gänsen. Jessica stellte sich vor, dass dieses Stück Wald am Fluss ihr ganz allein gehörte. Aber natürlich sind wir Menschen nur Gäste in der Natur. Sie gehört sich nämlich selbst. Und sie ist voller Wunder.

Eines Morgens, als die Eltern noch schliefen, saß Jessica wieder auf ihrer Bank am Fluss und wartete auf die Gänse. Doch an diesem Morgen kamen sie nicht. Stattdessen kam ein kleiner blauer Eisvogel. Er setzte sich auf einen der Äste am Rande des Wassers. Jessica wagte kaum, zu atmen, so hübsch war der kleine Vogel mit seinem orange-gelben Bäuchlein und dem knallblauen Gefieder. Noch nie hatte sie einen so wunderschönen Vogel gesehen. Plötzlich schoss der kleine Eisvogel ins Wasser. Er tauchte bald mit einem kleinen Fisch im Schnabel wieder auf. Jessica verhielt sich mucksmäuschenstill. Der leuchtend-blaue Vogel flog zurück auf den Ast, auf dem er gesessen hatte, und verspeiste seinen Fisch. Danach saß er eine ganze Weile still auf seinem Ast. Er schien zu schlafen. Plötzlich knackte irgendwo ein Ast und der scheue Vogel flog weg.

Jessica lief schnell nach Hause, um ihren Eltern von diesem wunderbaren Erlebnis zu erzählen. Natürlich schimpften die beiden, denn sie hatten sich bereits Sorgen gemacht. Kleine Mädchen dürfen nun einmal nicht alleine an einen Fluss gehen. Doch dass Jessica die Natur so liebte, das konnten die Eltern gut verstehen.


Liebe Mama, lieber Papa!
Schlafen eure Engel bereits? Wenn nicht hilft vielleicht dieser Text dabei:

Erinnere dich,

wie du heuer im Sommer über eine Wiese gegangen bist.

Hast du da auch einen Schmetterling gesehen, oder vielleicht mehrere? Kannst dich noch an die Farben erinnern und  daran, wie leicht der Schmetterling von Blume zu Blume geflogen ist?

Sieh dir jetzt dieses Tier einmal von der Nähe an

Vielleicht hat es sich gerade auf deine Hand gesetzt. Wie leicht und wie schön es ist. Du kannst die Fühler sehen und die Flügel und die ganz zarten Beine…und wenn du so auf diesen Schmetterling schaust, kannst du auch ganz leicht und sanft atmen, so sanft wie ein Schmetterling, leicht, sanft, leicht, und sanft………

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