Trotzphase hoch2: Wenn Zwillinge trotzen

trotziges Kind
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Ich hab ein Zwillingspärchen und jetzt kommt hier langsam die Trotzphase richtig dicke. Vor allem bei ihm ist es ganz schlimm. Ich versuche beiden immer gerecht werden, aber wenn ich sie mal in den Arm nehme kommt er sofort, schubst sie weg oder haut. Heute hatte sie ein Spielzeug was er dann haben wollte, ich hab ihm versucht zu erklären, dass sie es doch jetzt hat und damit spielt. Da hat er einen richtig schlimmen Anfall bekommen, sich hingeschmissen mit den Beinen getreten, geschrien und mich dann ganz doll gehauen. Ich wusste überhaupt nicht wie ich reagieren sollte. Hab dann mit ihm geschimpft und ihn ins Laufgitter gesetzt bis er sich beruhigt hat. Sie sind jetzt 21 Monate alt. Wie soll man in solch einer Situation reagieren? Sie verstehen zwar viel, sprechen aber leider noch kein Wort. Danke für Tipps. Liebe Grüße

 

Hallo,

die Bezeichnung Trotzphase ist leider ein so negativer Begriff für einen Entwicklungsschritt, der so wunderbar ist. Nur nicht dann, wenn man mitten drin steckt. Die Autonomiephase bringt genau das, was sich viele Eltern wünschen: Ihr Kind wird selbständig. In deinem Fall natürlich deine beiden Kinder werden selbstständig, lösen sich ein stückweit von dir und beginnen, sich als eigenständige Persönlichkeit zu erfahren. Das ist wunderbar und unglaublich wichtig. Weißt du, woher die Autonomieentwicklung in diesem Alter kommt und bei allein Kindern auf der ganze Welt mit etwa zwei Jahren beginnt? Das Kind beginnt sich langsam zu lösen und selbständig zu werden, um für ein neues Baby Platz zu machen. Nicht bewusst, aber die Selbständigkeit war „früher“ in der Menschheitsgeschichte für das Überleben unserer Spezies unglaublich wichtig.

Die Situation, die du beschrieben hast, geht ein wenig ums teilen. Da haben wir auf unserem Blog schon einen Beitrag darüber geschrieben. Vielleicht magst du da hineinlesen. Warum sich dein Sohn auf den Boden geschmissen hat, hängt mit der kleinen Frustrationstoleranz zusammen, die er noch hat. Aber das wird sich bessern. Er kann in diesem Fall noch gar nicht dafür, weil er noch mitten im Lernprozess ist und es noch nicht verstehen kann. Dafür müsste er schon Empathie entwickelt haben – zwar können schon Babys empathisch sein, aber nicht so, wie wir Erwachsene es verstehen. Es übersteigt seine Kompetenz, sich in seine Schwester hineinversetzen zu können.

Dann hat er dich auch gehauen – du schreibst selbst, er hat noch keine Worte für seine Gefühle. Ich kann verstehen, dass es dich wütend macht, doch Aggressionen sind ein Teil unserer Kinder und gut. Ich würde ihm schon deutlich sagen, dass du nicht willst, dass er haut, aber sag ihm auch, dass du ihn verstehst: „Jetzt bist du richtig wütend, dass du das Spielzeug nicht haben darfst. Das verstehe ich.“ So lernt er, seine Gefühle zu benennen und kann, wenn er älter ist, darauf zurückgreifen.

So wie ich es gelesen habe, hast du ihn dann als „Strafe“ ins Laufgitter gesetzt, wo er sich dann beruhigen sollte. Er hat also geweint und saß alleine im Laufgitter. Irgendwann wird er aufgehört haben zu weinen, weil er gemerkt hat, es kommt niemand. Vielleicht könntest du beim nächsten Mal versuchen, ihn abzulenken oder ihn zu trösten, indem du ihn auf den Arm nimmst. So hält er den Schmerz noch viel besser aus, wenn jemand da ist, der ihn begleitet, ihn berührt, ihn streichelt. Biete ihm eine Alternative an, vielleicht etwas mit dir zusammen.

Damit du nicht an deine Grenzen kommst: Hast du jemanden, der dich unterstützt im Alltag? Der dir mal die Kinder (oder eines) abnimmt? Wie kannst du Kraft tanken? Diese Phase ist unglaublich anspruchsvoll und herausfordernd. Man ist wütend, zornig, hilflos, hält es manchmal nicht mehr aus. Umso wichtiger ist es, dass du auf dich schaust. Alles Liebe, Daniela

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