Strafen für Kinderfotos auf Facebook & Co. auch bald bei uns?

Kind spielt mit Handy Kinderfotos im Netz
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Eltern für Kinderfotos auf Social Media bestrafen?

Frankreich: Eltern, die Fotos ihrer Kinder im Netz posten, drohen Strafen bis zu 45.000 Euro im Jahr oder ein Jahr Haft.  Was in Frankreich schon bestimmt wurde wird in Österreich auch immer wieder diskutiert: Müssen wir auch in Österreich mit solchen Konsequenzen rechnen? Geht das zu weit? 

Kinderfotos boomen in Online-Netzwerken. Ob das erste Lachen, die ersten Krabbelversuche, das erste Mal Babyschwimmen oder der erste Brei: Eltern posten gerne Fotos von ihren Kindern – nicht nur auf ihrem privaten Profil, sondern auch in öffentlichen Gruppen auf Facebook & Co. Was einem zwar viele Likes bringt, kann dem Kind später auch einmal schaden. Stichwort: Cyber-Mobbing.  Etwa dann, wenn die Fotos das Kind bloßstellen oder es sich um Nacktfotos handelt. In Frankreich haben Behörden deswegen die Eltern gewarnt, Fotos von ihren Kindern auf Facebook & Co. zu posten. Allenfalls drohen Eltern bei Klagen gegen die süß gemeinten Schnappschüsse 45.000 Euro Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Haft.

Leitmedium zum Thema Kinderfotos im Internet

Wer versucht, Kinder in den medialen Alltag zu integrieren, wird verurteilt. Leitmedium hat zum Thema Kinderfotos im Internet ganz klar Stellung bezogen und fordert: Ja, bitte!

„Fotos vom Alltag mit Kindern können viele Nachrichten transportieren, die gesellschaftlich wichtig sind: Das Leben mit Kindern macht Spaß. Kinder bedeuten Liebe, Kinder bedeuten auch Stress UND Kinder können im Alltag dabei sein. Sie brauchen keine Eltern-Kind-Cafés. Wir können von Kindern Dinge wieder lernen, die wir selbst verlernt haben. Mit Kinderaugen durch die Welt gehen kann die Augen öffnen.“ (Leitmedium)

 

Eltern nehmen keine Rücksicht

Medienpädagogin Barbara Buchegger von Saferinternet.at meinte in einem Interview zu futurzone, dass es Eltern gar nicht bewusst sei, welchen Schaden ihre Kinder durch die veröffentlichten Fotos im Netz erleiden könnten. Wir haben jetzt die erste Generation, die mit einer großen Anzahl von eigenen Kinderfotos im Netz konfrontiert ist. Was bisher nur in Familienalben zu finden war, findet jetzt die ganze Welt.

Buchegger weist auch darauf hin, dass Eltern keine Rücksicht darauf nehmen würden, ob ihre Kinder fotografiert werden wollen und sie holen auch nicht deren Zustimmung ein, ob sie die Fotos veröffentlichen dürfen oder nicht. Dabei würde im Gespräch mit Kindern schnell klar werden, dass diese mit einer Veröffentlichung gar nicht einverstanden sind. Buchegger rät Eltern schon Kinder im Kindergartenalter zu fragen, ob sie mit einer Veröffentlichung im Internet einverstanden sind. Nur so können Kinder auch verstehen lernen, welche Fotos im Internet in Ordnung sind und welche nicht – um dann später selbst verantwortungsvoll mit Fotos von sich umzugehen.

Und was ist mit peinlichen Texten?

An dieser Stelle sei aber angemerkt: Warum betrifft dieses Thema immer nur Fotos? Geht es nicht vielmehr darum, wie wir über unsere Kinder in Onlinemedien schreiben, sprechen und sie zeigen? Warum wird der Text – und sei er noch so gemein – toleriert, das Foto per se jedoch schlecht geredet? Was ist mit den vielen bösen und fiesen Kommentaren auf Facebook & Co. über das eigene Kind, das Verhalten, den Sprachfehler? Können diese Bloßstellungen dem eigenen Kind nicht auch einmal schaden? Dann diese vielen Kindervideos von peinlichen Situationen, schlafenden Kindern etc. –  auf Youtube und anderen Kanälen: Sind diese nicht ebenso potentiell peinlich für das eigene Kind? Und dann noch die vielen Fernsehserien übers Kinderkriegen, Teenagermütter und Erziehungsvergleiche: Wer sagt denn, dass es dem Kind in diesem Kontext nicht peinlich ist, wie über die eigene Mutter dann gesprochen wird oder wie sie sich verhält? Oder wenn es einmal seine eigene Geburt im Fernsehen sieht? Sind das nicht alles potentiell peinliche Situationen, die dem Kind einmal schaden könnten?

Das hat nichts auf Social Media zu suchen

Nacktfotos, Fotos von Windelinhalten, Fotos von Kindern in peinlichen Situationen haben unserer Meinung nach nichts im Internet verloren.

„Es mehrt sich der Eindruck, dass einige Eltern keinerlei Bedenken bei der Veröffentlichung teils höchstpersönlicher Bilder ihrer Kinder im Internet hegen.
Gerade bei sommerlichen Temperaturen scheinen Eltern die Hemmungen, ein Bild des Kindes zu posten, mit der Kleidung desselben abzulegen.“(mimikama)

Eltern sollten aber nicht verurteilt werden

Eltern jedoch pauschal zu verurteilen wenn sie ein Foto vom ersten Kindergartentag posten, scheint uns der falsche Weg zu sein. Also, wer Fotos veröffentlichen möchte, in Ordnung. Auch wer das Gesicht lieber verpixelt oder einen Sticker draufklebt, auch in Ordnung. Wer sein Kind komplett aus den Online-Medien raushält: Ebenso gut. Aber: Es darf Eltern ruhig so etwas wie eine Medienkompetenz zugetraut werden.

Eltern sollten eines Wissen: Das Internet vergisst nicht. Weder Fotos noch Text. Fotos können von Dritten abgespeichert und dann zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden – darauf hast du dann keinen Einfluss mehr. Kinderfotos per se sind weder gut noch schlecht. Sie sind ein Medium, wie auch der Text eines ist.

Klagen auch in Österreich möglich?

Denkbar sind Klagen auch in Österreich sagt Anwalt Lukas Feiler von der Wiener Kanzlei Baker & McKenzie (Quelle: Futurezone.at). So hätten Kinder die Möglichkeit gegen Fotos von ihnen vorzugehen, die auf Facebook & Co. veröffentlicht wurden, weil Eltern mit der Veröffentlichung der Fotos in die höchstpersönlichen Rechte der Kinder eingreifen. Laut dem Datenschutzrecht drohen Eltern Verwaltungsstrafen bis zu 10.000 Euro, aber auch Klagen wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte und dem Recht auf das eigene Bild seien möglich. Wobei dann im Einzelfall differenziert wird: „Klassische Babyfotos oder Bilder vom ersten Schultag sind wahrscheinlich kein Problem, Bilder, die bloßstellenden Charakter haben, aber sehr wohl“ so Feiler.

Fazit zu Kinderfotos im Netz

Also: Erst denken, dann posten! Denn das nackt spielende Kind am Strand muss sich schon morgen gegen andere behaupten. Wir alle wollen nur das Beste für unsere Kinder. Dann beginnen wir damit indem wir die Persönlichkeitsrechte unserer Kinder wahren und mit ihnen darüber sprechen. Gehen wir mit ihnen in Beziehung und sprechen wir mit ihnen darüber, welche Fotos in Ordnung sind, welche nichts in sozialen Medien verloren haben und akzeptieren wir auch, wenn das Kind nicht einverstanden ist, dass das eigene Leben lückenlos online steht. Nur so kann es selbst einen sorgsamen Umgang mit seinen Daten erfahren.

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