Größerwerden: 4 Jahre

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4 Jahre ist es nun her, dass ich dich zum ersten Mal in meinen Armen hielt. Ich erinnere mich gerne an diese erste Zeit, ich weiß noch ganz genau, wie du als Baby ausgesehen hast, wie du mich mit deinen großen Augen zum ersten Mal angeschaut hast, wie du dich immer eng an meinen Körper gekuschelt hast und dann einschlafen konntest, wie ich dich gestillt habe und wie sehr wir beide diese intensive Nähe genossen haben.

Intensiv

Ich weiß aber auch noch genau, wie verzweifelt ich manchmal war, weil ich dich nicht ablegen konnte. Weil ich mich fremdbestimmt fühlte und immer wieder im Konflikt mit mir stand: Es gab so viele Dinge zu erledigen, der Haushalt macht sich auch nicht alleine und dann sind da auch noch deine Schwestern, die mich auch einmal für sich alleine haben wollten. Aber du wolltest immer bei mir sein, meine Nähe spüren. Du hast auf mir gewohnt, viele Wochen lang. Ich musste mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass du okay bist und dass okay ist, wenn du meine Nähe möchtest. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass die Zeit wieder kommt und ich wieder mehr Freiraum bekommen werde. Über Monate hinweg warst du eng an mir und manchmal erdrückte es mich. Dann fühlte es sich nicht mehr gut an, sondern ich hatte das Gefühl, ausbrechen zu müssen.

Heute

Heute ist es anders. Heute möchtest du nicht mehr getragen werden, sondern du fährst lieber mit dem Fahrrad oder mit dem Roller. Heute kletterst du alleine auf das Klettergerüst und jubelst mir laut „Mama“ zu, wenn du wieder ein Stück alleine geschafft hast. Heute ziehst du dich alleine an, isst alleine, spielst schon oft alleine und schläfst auch immer mehr in deinem Bett. Nach so vielen Jahren ist es schon ungewohnt, kein Familienbett mehr zu haben – es ist, als würde etwas fehlen. Heute genieße ich die Momente, wenn du doch noch in mein Bett krabbelst, dich an mich kuschelst, wenn sich deine Hand in meine schmiegt, wenn du dich in meine Arme fallen lässt und ich dich tröste oder du mir beim Spazieren gehen die Hand gibst. Heute weiß ich, dass diese Zeit nie wieder kommen wird, in der du so intensiv nach mir verlangst.

Die Nähe zu mir wurde weniger – aber emotional bleiben wir immer stark verbunden.

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