Fieber – ab wann fiebersenkende Mittel?

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Vorab: Fieber ist gut. Es ist eine normale Reaktion des Körpers, eine Schutzreaktion, und ein Zeichen, dass die Abwehrfunktionen des Körpers arbeiten. Das Immunsystem hat einen Eindringling erkannt und kämpft nun mithilfe des Fiebers gegen den Erreger. Deswegen ist es auch nicht richtig, das Fieber sofort mit fiebersenkenden Mitteln zu bekämpfen.

Fieber: Wofür ist es gut?

Kinder fiebern leichter als Erwachsene, da sich ihre Temperaturzentrale noch in Entwicklung befindet. Aber auch das Abwehrsystem muss erst lernen und gegen viele neue Krankheitserreger kämpfen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Kind bis zu 10 Infekte im Jahr aufschnappt. Doch warum braucht es nun das Fieber?

Die Erhöhung der Körpertemperatur führt dazu, dass der Körper seine Abwehrkräfte mobilisiert und so gegen Viren und Bakterien ankämpft. Ein fieberndes Kind hilft zunächst einmal sich selbst. Die Empfehlung, Fieber gleich zu senken, geht gegen die körpereigene Abwehrfunktion. Erst wenn das Fieber über 39,5 kraxelt und so den Organismus schwer belastet oder das Kind zu Fieberkrämpfen neigt, ist es wichtig, das Fieber zu senken.

Woran erkenne ich, dass mein Kind Fieber hat?

Eltern sehen es meist auf den ersten Blick: Die Wangen sind gerötet und heiß, die Augen wirken glasig und müde. Hände und Füße können heiß oder kalt sein. Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Quengeln können das Fieber begleiten. Ob sich der Verdacht bestätigt, kann durch die Messung der Körpertemperatur mit einem Fiebermesser festgestellt werden. Begleitet wird Fieber häufig von anderen Erkrankungen wie Husten, Schnupfen, Bronchitis aber auch die typischen Kinderkrankheiten wie Windpocken, Scharlach oder das Dreitagesfieber können einen fiebrigen Verlauf nehmen. Wichtig ist, das Fieber zu beobachten und abklären zu lassen.

Richtig Fieber messen

Fieber kann auf vier verschiedene Arten gemessen werden: rektal, oral, axillar und im Ohr. Auch neuartige Messmethoden wie Stirn- oder Schläfenthermometer stehen für den Hausgebrauch zur Verfügung und eignen sich vor allem bei Säuglingen und sehr jungen Kindern.

  • Rektale Temperaturmessung (im After)

Die zuverlässigste Messmethode ist die rektale, die im Darmausgang durchgeführt wird. Vor allem bei Kindern unter 3 Jahren sollte diese Methode verwendet werden. Sowohl Ausdehnungsthermometer, als auch digitale Thermometer können für diese Variante verwendet werden. Dabei liegt das Kind auf dem Rücken oder seitlich mit abgewinkelten Beinen. Der Fieberthermometer wird etwa 1-2cm in den After eingeführt.

Die Normaltemperatur liegt im After bei 36-38 Grad, erhöhte Temperatur bei 38-39 Grad, Fieber ab 39 Grad und hohes Fieber ab 40 Grad.

  • Orale Messung

Diese Messung empfiehlt sich aufgrund des Verletzungsrisikos erst für Kinder ab dem Schulalter. Wichtig ist, dass etwa 10 Minuten vor der Messung nichts mehr getrunken wird, damit das Ergebnis nicht verfälscht wird. Bei der Messung wird die Thermometerspitze unter die Zunge gelegt, die Atmung erfolgt durch die Nase, die Lippen sind fest verschlossen. Der dabei erzielte Wert ist um etwa 0,5 Grad niedriger als bei der rektalen Messung. Fieber liegt also schon ab 38,5 Grad vor.

  • Axilläre Messung

Da kleine Kinder selten lang genug still sitzen, kann auch diese Messung erst ab dem Schulalter durchgeführt werden. Zwar erfolgt die Messung einfach durch Einklemmen des Thermometers in der Achsel, die erzielten Werte können jedoch sehr ungenau sein.

  • Messung im Ohr

Sogenannte Infrarotthermometer messen die Temperatur am Trommelfell. Dazu muss nur das Ohr ein wenig in die Höhe gezogen werden und der Thermometer wird in den Gehörgang gelegt. Nach nur wenigen Sekunden ist das Ergebnis ermittelt. Auch hier gilt wie bei der oralen Messung, dass die Ergebnisse etwa 0,5 Grad unter dem im After gemessenen Wert liegen. Bei der Ohrmessung besteht die Gefahr, dass Ohrenschmalz und Zugluft den Wert verfälschen können – wer also gerade von draußen rein kommt, sollte etwa 10 Minuten warten.

  • Stirn- und Schläfenthermometer

Auch bei diesen Messverfahren spielt die Infrarottechnik eine große Rolle: Das Thermometer wird nur wenige Sekunden auf die Stirn oder die Schläfen gelegt und ein Wert wird ermittelt. Die Meinungen über diese Thermometer gehen auseinander, da die Werte oftmals große Abweichungen aufweisen.

Infografik: Was tun bei Fieber? Archiv Sachen & Machen
Archiv Sachen & Machen

Behandlung von Fieber bei Kindern

Zunächst einmal besteht kein Grund zur Panik, Fieber ist eine natürliche Schutzfunktion des Körpers und gut. Wichtiger als die Höhe der Körpertemperatur ist der Allgemeinzustand des Kindes: Wirkt es abgeschlagen, appetitlos und trinkt nichts? Dann ist eine ärztliche Kontrolle erforderlich um abzuklären, welche Ursachen das Fieber hat. Bei Kindern, die bereits Fieberkrämpfe hatten, sollte das Fieber ab 38,5 Grad gesenkt werden. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die bei Fieber unbedingt eingehalten werden müssen:

  1. Ausreichend Flüssigkeit: Besonders Säuglinge und Kleinkinder, die dazu neigen schnell auszutrocknen, benötigen mehr Flüssigkeit als sonst. Viel Flüssigkeit geht durch das Schwitzen verloren. Mehrere kleine Mengen über den Tag verteilt sind zielführender als große Mengen. Als Anreiz kann auch ein Strohhalm verwendet werden, es können Tee und verdünnte Säfte angeboten werden. Auch Suppen sind gute Flüssigkeitslieferanten, oder Fruchtmus. Salzgebäck kann als Möglichkeit genutzt werden, das Durstgefühl zu wecken. Gestillte Kinder werden öfters nach dem Busen verlangen, Flaschenkinder häufiger kleine Trinkmengen zwischendurch.
  2. Fieber senken mit kühlen Umschlägen: Kühle Umschläge oder Wadenwickel/Essigpatschen helfen dem Körper, Wärme abzugeben. Auch Abwaschungen mit dem Waschlappen sind eine Möglichkeit. Dabei sollte das Wasser nie zu kalt sein, sondern nur kühl/lauwarm. Bei all diesen Behandlungen ist wichtig, dass das Kind nicht friert – wenn dein Kind also kalte Hände oder kalte Füße hat, dann sind Wickel nicht geeignet und können sogar gefährlich werden. Auch kühlende Lebensmittel unterstützen den Körper, das Fieber abzugeben. Bitte nicht bei Babys anwenden!
  3. Fieber senken mit ätherischen Ölen: Diese Möglichkeit ist erst für Kinder ab dem Kindergartenalter geeignet, denn Pfefferminze zählt zu jenen ätherischen Ölen, die die Atemwege junger Kinder verengen können. Ansonsten können Duftlampen aufgestellt werden oder Wadenwickel mit Pfefferminze durchgeführt werden. Auch Körpersprays mit Pfefferminze sorgen für Kühlung. Auch Eukalyptus und Kampfer eigenen sich bei Fieber, sind aber erst für Kinder ab dem Schulalter empfehlenswert. Junge Kinder können alternativ Basilikum Bergamotte, Kamille oder Lavendel verwenden.
  4. Fieber senken mit Tee: Der sogenannte „Fiebertee“ verstärkt das Schwitzen und steigert so die Abwehrkräfte. Eine Mischung aus 30g Lindenblüten, 30g Holunterblüten und 20g Hagebuttenschale mischen, 1EL mit heißem Wasser aufgießen und etwa 10 Minuten ziehen lassen.
  5. Verwöhnen: Wer krank ist, wird gerne verwöhnt. Kranke Kinder brauchen eine zusätzliche Portion Liebe und Aufmerksamkeit, Körperkontakt und Nähe. Geht es dem Kind gut, muss es auch nicht den ganzen Tag im Bett liegen. Ein Kind mit Fieber braucht Zeit und Ruhe – erst wenn es wieder gut zu Kräften kam, ist es Zeit für Kindergarten und Schule.
  6. Medikamente zum Fieber senken: Lässt sich das Fieber mit Hausmitteln nicht senken, ist ein Besuch beim Arzt wichtig, um zu schauen, woher das Fieber kommt. Fiebersenkende Mittel auf Basis von Ibuprofen oder Paracetamol werden dann verschrieben.

Wann muss ich unbedingt zum Arzt?

Fieber alleine ist noch kein zwingender Grund, einen Arzt aufzusuchen. Es ist ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt, vielleicht noch ein Infekt schlummert. Außer bei Säuglingen unter drei Monaten. Diese sollen bei jedem Fieber beim Arzt vorstellig werden.

Verschlechtert sich jedoch der Zustand des Kindes, trinkt es nicht ausreichend, wirkt es apathisch, lässt es sich nicht wecken, treten Fieberkrämpfe auf, dauert das Fieber schon länger als drei Tage oder steigt das Fieber über 39,5 Grad, dann ist der Arzt zu konsultieren. Dieser kann dann abklären, woher das Fieber kommt: Eine Infektion der oberen Atemwege? Oder doch eine Mittelohrentzündung? Oder gar keine Harnwegserkrankung?

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