Darf ich vorstellen? Mein Name ist PMS

pixabay-belly-3186730_1920

Heute möchte ich über etwas Intimes schreiben und ich gebe zu, es fällt mir nicht ganz so leicht. Aber je mehr ich darüber spreche, desto mehr Menschen begegne ich, denen es genauso geht wie mir.

Vielleicht kennst du mich schon. Meistens werde ich als Regelschmerzen bezeichnet, ich werde nicht ernst genommen. Es spricht auch kaum jemand über mich. Dabei habe ich es geschafft, vielen Frauen zur Last zu werden. Jeden Monat. Ich komme immer wieder, versprochen. Ich bin der Grund, warum du dich nicht wohl fühlst, warum deine Brüste spannen, warum du Heißhunger auf Süßigkeiten hast, warum dein Kopf schmerzt, warum du dich einfach verkriechen möchtest. Ich bin es, dein PMS.

Bei mir ist es so:
1 Woche vor der Periode – Unwohlsein, ev. Gereiztheit, die Brüste schmerzen, ohne BH zu schlafen geht gar nicht. Ich bin gereizt, sprunghaft, weinerlich, schnell auf 100.

2 Tage vor Periode – bin ich etwa schwanger? Der Busen ist deutlich geschwollen und gespannt (Mastodynie heißt dafür der Fachbegriff) ich habe Heißhungerattacken, schwitze deutlich mehr, fühle mich müde und schlapp

3. Tag der Periode: Viele Symptome sind zwar weg, aber ich fühle mich krank, schlapp, müde, lustlos. Ein wenig grippig, begleitet von Übelkeit und Krämpfen im Unterbauch. Möchte mich verkriechen, nicht angesprochen werden, meine Ruhe haben. Mein Kopf schmerzt, mein Rücken schmerzt, ich spüre leichte Kontraktionen in der Gebärmutter, die bis in die Oberschenkel ausstrahlen. Manchmal ist es so schlimm, dass ich nicht aufrecht stehen kann.
1 Woche nach der Periode – es geht mir gut, ich fühle mich gut, bin ausgelassen, fröhlich, bei mir.
Dann Eispung: Und es fängt schon so langsam an.

Und das jeden Monat. Es ist ein schreckliches Gefühl, sich nur eine Woche im Monat wirklich gut zu fühlen und sich sonst mehr von Tag zu Tag, von Woche zu Woche zu schleppen. Antriebslosigkeit, Müdigkeit, fettige Haare, ein unreines Hautbild, schmerzende Brüste, Gewichtszunahme – all das spielt sich bei mir jeden Monat ab.

Und ich bin nicht schwanger. Ich habe PMS.

Und ich bin dann nicht einmal fähig, einfachen Tätigkeiten im Alltag nachzukommen, geschweige denn, zu arbeiten oder mich um Kinder und Haushalt zu kümmern. Dabei zähle ich sicher nicht zu den wehleidigen Frauen (ich habe drei Geburten ohne Schmerzmittel hinter mir) oder zu jenen, die ihr PMS als „Ausrede“ verwenden.

PMS in der Gesellschaft

Aber als genau das wird es oft gerne verstanden und ich muss zugeben, ich fühle mich mit meiner schweren Form des PMS oft missverstanden. Ich musste mehrere Ärzte und Gynäkologen abklappern, bevor ich mit meinen Beschwerden und Anliegen, doch bitte in Krankenstand gehen zu dürfen, ernst genommen wurde. Eher wurde mein Zustand lächelnd begutachtet und mit den Worten „Ja, da kann man nichts machen, da sind Sie nicht die einzige Frau“ abgetan. Gut, das hilft mir aber an Tagen nicht, an denen ich nicht kann, körperlich und psychisch an meiner Grenze bin. Nein, ich verwende PMS nicht als Ausrede. Und PMS sind auch keine Regelschmerzen – das wird gerne verwechselt.

Jetzt habe ich mich dazu entschlossen, meine Geschichte aufzuschreiben und ein Tabuthema aufzugreifen, das gesellschaftlich einen ähnlich esoterischen Touch wie Burn-Out hat. Ist ja auch nur Einbildung und Erfindung, die Regel hatten Frauen ja schon immer und nicht so gejammert. So die Worte meiner Mutter (die ebenfalls stark unter ihren Tagen litt, aber dennoch tapfer arbeiten ging, denn das gehörte sich ja so). Ich bin der Typ, ich schaue auf mich, meinen Körper und meine Gesundheit, denn sie ist mein höchstes Gut. Die anhaltenden Schmerzen nehme ich als Zeichen wahr, dass etwas nicht stimmt. Ich muss nur noch herausfinden, was.

Rückblick auf den letzten Monat:

Heute ist Tag 3 der Periode, ich fühle mich soweit gut. Ein wenig Kopfschmerzen zwar, aber sonst in Ordnung und keine Anzeichen von Regelschmerzen oder PMS mehr. Noch vor zwei Tagen jedoch lag ich an einem sonnigen, warmen Sonntag im Bett, statt mit meiner Familie im Wald zu toben und Blätter zu sammeln. Schon Samstag auf der Schwiegerfamilie-Geburtstagsfeier merkte ich, wie ein Fluchtinstinkt einsetzte, der mich wohl vor einem weiteren Streit beschützen sollte. Dabei mag ich meine Schwiegerfamilie, daran kann es also nicht liegen. Ich wollte weg, fühlte mich wohl, schwitzte im Kurzarmshirt, während alle anderen wärmer gekleidet neben mir saßen und meinten: Was ist denn mit dir los? Ja, ich wusste es schon: Der Höhepunkt des PMS.

Sonntag: Ich hatte erhöhte Temperatur, Schüttelfrost und dachte, eine Erkältung hat mich erwischt. Nein, es war Tag 1 meiner Periode. Zur Sicherheit schickte ich mal die anderen raus und in den Wald, ich wollte meine Ruhe haben. Mein Mann hatte zwar Verständnis, aber ich merkte, dass es ihn nervte. Noch bevor die Blutung einsetzte, wusste ich, dass es mit der Erdbeerwoche losging, denn ich konnte schmerzfrei am Bauch liegen – die Tage zuvor unmöglich, mein Busen schmerzte bei jeder Berührung, ich konnte den BH kaum mehr ausziehen. Wenigstens war Sonntag, arbeitsfrei. Kein Krankenstand. Das habe ich ja gut geplant. Ich war müde, gereizt, fauchte die Kinder grundlos an, ließ meinen (hormonellen) Frust an meinem Mann aus. Auch er hat es nicht immer leicht mit mir – PMS betrifft nicht nur mich, sondern meine gesamte Familie, mein Umfeld, mein Leben. Letzten Monat war es schon wenige Tage nach dem Eisprung, als die ersten Anzeichen einsetzten und es spitzte sich tatsächlich immer mehr und mehr zu. Meine Laune wurde immer mieser, wir stritten uns viel öfter. Das ist nicht typisch für uns. Meist konnte ich gar keinen Grund für den Streit nennen, ich war richtig streitlustig, kritisierte alles und entwickelte einen Sauberkeits-Putzfimmel, der jeden Krümel zu einem Elefanten werden ließ. Ich fand mich ja schon selbst unausstehlich, das muss ich an dieser Stelle ehrlicherweise festhalten.

Auch meine Kinder konnten mir nichts recht machen, ich war viel ungeduldiger und fordernder, auch forscher und unfreundlicher. Das spiegelten sie natürlich und was entstand? Der nächste Streit. Letzten Monat ging ich von einem Streitherd zum nächsten mit dem Gefühl, nichts zu schaffen, furchtbar zu sein und von allen Seiten erdrückt zu werden.

Luft, Sport, Auspowern: Die Motivation war da, zumindest kurz. Bis zur Umsetzung aber wieder vorbei und alles kotzte mich an. Stattdessen verkroch ich mich mit Knabberstangen am Sofa. Mehr Appetit auf Ungesundes und Heißhungerattacken bescherten mir auch ein wenig mehr Kilos auf der Waage, die mich noch wütender auf mich selbst machten. Wieso kann ich da nicht aus?

Endlich Sonntag, endlich kein Brustspannen mehr. Das Wissen, einen Tag Schmerzen durchstehen und dann für ein paar Tage wohlfühlen. Herrlich. Mit der Hoffnung, dass es diesen Monat wieder besser geht.

Im nächsten Artikel möchte ich ein wenig erläutern, was PMS überhaupt ist, woher es kommt und was dagegen getan werden kann. Vielleicht werden es auch zwei Artikel, mal schauen.

 

Deine Anna

TEILEN