Anna und Louisa

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Am Rande einer wunderschönen Wildblumenwiese stand ein großer Bienenstock, in dem es den ganzen Tag geschäftig summte. In dem Stock lebten hunderte Bienen. Darunter auch die kleinen Bienen Anna und Louisa. Sie waren die besten Freundinnen, obwohl sie sehr unterschiedlich waren. Das Einzige, was sie gemeinsam hatten war ihre Vorliebe für den Nektar der Rosenblüten, die am äußersten Rand der Wiese wuchsen.

Anna und Louisa standen in aller Frühe auf und begannen, Nektar für den Honig zu sammeln. Schon nach kurzer Zeit stöhnte Anna: „Es ist so sonnig. Ich würde lieber spazieren fliegen, anstatt Nektar für den Honig zu sammeln.“ „Ich auch“, meinte Louisa, „aber stell dir mal vor, wie stolz wir sein können, wenn wir am Ende des Tages etwas geschafft haben.“

Anna konnte das nicht besonders aufheitern, aber sie flog trotzdem mit Louisa weiter, um  brav den Nektar zu sammeln. Als sie eine Pause machten und etwas aßen, sagte Anna: „Eigentlich möchte ich diesen Nektar gar nicht haben. Ich will viel lieber den Rosenblütennektar. Der hier schmeckt nicht einmal so gut.“ „Ich weiß, Anna“, antwortete Louisa: „Aber die Rosen blühen noch nicht. Stell Dir nur vor, wie sehr wir uns freuen werden, wenn es soweit ist. Gäbe es jeden Tag Rosenblütennektar, würden wir ihn irgendwann nicht mehr so gern essen wollen. Das ist wie im Winter. Der Winter ist schön, obwohl wir nicht draußen herumfliegen können, weil wir uns dann wieder mehr auf den Frühling freuen.“ Anna verzog ihr Bienengesicht. Manchmal verstand sie Louisa einfach nicht.

Am späten Nachmittag zogen die ersten kleinen Wolken am türkisblauen Himmel auf. Anna stöhnte: „Auch das noch! Jetzt regnet es gleich. Heute ist kein schöner Tag!“. Louisa lächelte. Dieses Mal verstand sie Anna nicht. Sie meinte: „Noch regnet es ja nicht. Sieh doch, die Sonne scheint immer noch und am Himmel ist viel mehr blau als grau. Wenn es heute wirklich regnet, dann bestimmt erst wenn wir wieder Zuhause sind.“

Als die beiden genügend Nektar gesammelt hatten, flogen sie zum Bienenstock zurück. Sie waren sehr müde. Louisa war aber auch sehr zufrieden und hatte einen schönen Tag gehabt. Anna dagegen war schlecht gelaunt.
Als sie in ihren Betten lagen, dachte Anna über den Tag nach. Er war genau wie Louisas Tag gewesen. Nur, dass Louisa jetzt mit einem Lächeln im Gesicht schlief und Anna wach lag und ärgerlich war. Was war bei Louisa anders gewesen? Anna überlegte fast die halbe Nacht und als es ihr endlich einfiel, schlief auch sie zufrieden lächelnd ein.

Am nächsten Morgen regnete es. „Guten Morgen Anna“, sagte Louisa fröhlich. Sie lauschte. „Ich glaube, es regnet“, bemerkte Louisa. „Bestimmt hört es bald wieder auf. Und wenn nicht, machen wir uns einen gemütlichen Tag im Stock.“, meinte Anna. Louisa sah Anna überrascht an. Dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Anna und Louisa nahmen sich an der Hand und lächelten sich lange an. Dann hatten sie gemeinsam einen wunderschönen Tag.


Liebe Mama, lieber Papa?
Schläft dein Schatz/deine Schätze schon? Nein? Dann probiere es doch mit diesem Text:

Erinnere dich,
wie du heuer im Sommer über eine Wiese gegangen bist.
Hast du da auch einen Schmetterling gesehen, oder vielleicht mehrere? Kannst dich noch an die Farben erinnern und  daran, wie leicht der Schmetterling von Blume zu Blume geflogen ist?
Sieh dir jetzt dieses Tier einmal von der Nähe an.
Vielleicht hat es sich gerade auf deine Hand gesetzt. Wie leicht und wie schön es ist. Du kannst die Fühler sehen und die Flügel und die ganz zarten Beine… und wenn du so auf diesen Schmetterling schaust, kannst du auch ganz leicht und sanft atmen, so sanft wie ein Schmetterling, leicht, sanft, leicht, und sanft…

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