Ab heute lebe ich nicht mehr später

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Ich gehöre zu den Menschen, die jede Gelegenheit nutzen, um Aufgaben oder Erledigungen auf später zu verschieben. Das beginnt bei den ganz kleinen Dingen wie die Schulsachen für das nächste Schuljahr besorgen, die Wäsche aufhängen oder mit den Kindern auf den Spielplatz gehen und geht weiter zu den ganz großen Wünschen und Lebenszielen, die ich zwar immer optimistisch auf meiner Life-Bucket-Liste ergänze, aber von Jahr zu Jahr aufschiebe. Genauso wie ich Dinge gerne aufschiebe, schiebe ich auch Entscheidungen vor mir weg: Sollen wir in der Wohnung bleiben oder ein Haus kaufen? Sind drei Kinder genug oder fehlt noch jemand?  Ziehe ich heute das unibunte Shirt an oder eines mit Streifen? Lasse ich die Haare wieder wachsen oder entscheide ich mich wieder für einen Kurzhaarschnitt?

Ich bin keine Superheldin

Allmählich habe ich das Gefühl, dass mein Leben eine große Ansammlung und Anhäufung von Aufgaben, Pflichten, Entscheidungen und Wünschen ist, die ich auf später verschiebe. Natürlich kann und muss ich nicht alle alltäglichen Pflichten gleich erledigen, denn bügeln kann ich auch noch am nächsten Tag. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Bügelwäsche nicht davonläuft. Seit ich Kinder habe weiß ich, dass es besser sein kann, wenige Dinge gut zu machen, statt viele Dinge schlecht. Dieses Können durfte ich in den letzten Jahren perfektionieren und kenne heute meine Stärken und Schwächen. Aber manchmal schieben wir auch Sachen auf, die uns dann an unserem persönlichen Weiterkommen hindern.

Vom Fernweh

Mit 21, schwanger mit dem ersten Kind, war ich der festen Überzeugung nichts zu verpassen, wenn wir dann erst wieder reisen, wenn die Kinder außer Haus sind. Also dann so in etwa 20 Jahren. Nun 9 Jahre und zwei weitere Kinder später spüre ich ein großes Unwohlsein in mir, mein Fernweh noch länger unterdrücken zu müssen. Ich entwickelte in den letzten Jahren ein großes Unwohlsein auf mein Selbst, weil ich einem tiefen Bedürfnis nicht mehr nachkam: Dem Reisen in andere Länder. Diese Veränderung bemerkte ich beim Aufräumen meiner Life-Bucket-Listen, die sich jedes Jahr um ein bis zwei Reiseziele erweitert haben. Mir fehlt es zu reisen und ich möchte es nicht mehr aufschieben. Schon lange genug verbrachte ich zu viel Zeit damit über Dinge nachzudenken, statt sie  zu machen. Ich will nicht mehr sagen, dass wir dann später reisen, sondern ich will jetzt reisen. Später ist vielleicht zu spät.

Späte Erkenntnis ist besser als keine

Diese Erkenntnis ein paar Jahre zuvor hätte uns immense Reisekosten erspart, denn reisen in der Hauptsaison und in der Ferienzeit ist bekanntlicherweise nicht günstig – zumindest wenn wir weiterhin so reisen würden, wie wir es vor den Kindern gemacht haben. Da wären wir auf knappe 8.000 Euro für 2 Wochen für 5 Personen gekommen. Schnell war klar, das geht nicht. Wir brauchen eine Alternative und ich begann Reiseblogs zu durchstöbern, wie das andere Familien mit Schulkindern machen, die keine Freilerner sind und dazu noch Jobs ohne unbegrenzte Urlaubszeit haben. Plötzlich eröffneten sich mir neue Wege und Möglichkeiten, die ich so noch nie in Erwägung gezogen hätte.

Wir verlassen die Komfortzone

Ich kenne mich und weiß, dass ich mir oft über Dinge den Kopf zerbreche, um möglichst alle Ausgänge zu finden oder mir mein potentielles Scheitern auszumalen. Statt die Sache in Angriff zu nehmen, spiele ich sie immer und immer wieder in meinem Kopf durch. Und irgendwann scheitere ich dann wirklich. So ist es mir schon oft ergangen und ich fühlte mich zwar bestätigt, aber schlecht. Was ich nun mit all diesen Erfahrungen machen kann ist ganz einfach: ich kann aus ihnen lernen.

Es ist nie zu spät, Dinge zu ändern oder eine Veränderung in uns zu beginnen. Man muss es nur versuchen und wollen. Man muss den Hintern in die Höhe kriegen, die Komfortzone verlassen und beginnen zu leben: Ob es nun darum geht Frieden mit dem Inneren Kind zu schließen, Konflikte zu lösen, Menschen loslassen die einem nicht gut tun, eine neue Leidenschaft wieder aufnehmen und das machen, was dich glücklich macht.

Jetzt ist die Zeit!

Jetzt ist die Zeit, um realisierbare Träume auch wirklich umzusetzen.

Jetzt ist die Zeit, um sein Leben zu leben.

Jetzt ist die Zeit, um die Komfortzone zu verlassen und neue Wege zu gehen.

Jetzt ist die Zeit, die Veränderung zu werden, die man selbst möchte.

Jetzt ist die Zeit, das Reisen wieder aufzunehmen.

Jetzt ist die Zeit, sich von Lasten zu befreien, sein Konsumverhalten zu überdenken und minimalistisch zu leben.

Jetzt.

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