10 Vorurteile, die ich als Selbstbetreuer nicht mehr hören kann

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Meine Kinder besuchen keinen Kindergarten. Ich betreue sie zu Hause. Nicht, weil ich mich nicht trennen kann, sondern weil ich weiß, dass es ihnen zu Hause besser geht. Es ist nicht so, dass ich nicht selbst die Idee bei meinem ersten Kind in mir trug, ihn dann nach der Karenz in den Kindergarten zu geben. Wir haben es auch versucht. Aber mein Kind kam damit nicht zurecht, es war überfordert. Für uns passte das System Kindergarten nicht.

Heute werde ich als Mutter gesehen, die sich nicht trennen kann. „Glucke“ fällt dabei als Schubladisierung öfters. Leider, denn eigentlich sollte es doch jeder Familie freistehen selbst zu entscheiden, wie sie ihre Kinder aufwachsen lassen wollen. Und ja, ich weiß, dass ich Glück habe, mir diesen Umstand leisten zu können. Viele können das nicht. Ich bin dankbar dafür, wählen zu können und würde mir wünschen, dass diese Wahlfreiheit allen Familien zu steht. Ich verurteile auch niemanden, der sein Kind in den Kindergarten gibt – ich bin sogar überzeugt davon, dass der Kindergarten, wenn er für alle passt, eine Bereicherung darstellen kann. Kann, nicht muss.

Bitte versteht den Text nicht als Hetze – darum geht es mir nicht. Vielmehr möchte ich zeigen, dass es als Selbstbetreuer nicht einfach ist, weil ich mit vielen Vorurteilen zu kämpfen habe, die mir immer wieder vorgehalten werden.

Ich habe schon meine persönliche Hitliste an Vorurteilen, die ich nicht mehr hören kann, weil sie einfach zeigen, wie engstirnig unser Denken manchmal ist. Öffnen wir unseren Geist und Horizont!

10 Vorurteile, die ich als Selbstbetreuer nicht mehr hören kann

1. Zu Hause hast du nicht die Möglichkeiten wie im Kindergarten

Gerade zu Hause kann ich meinen Kindern mehr bieten als im Kindergarten – oder bereist ein Kindergarten die Welt? Nein. Uns stehen alle Türen offen und wir können uns mit den Themen beschäftigen, die die Kinder interessieren. Ich muss mich an keinen Lehrplan halten, ich beobachte meine Kinder und merke, was sie brauchen.

2. Kinder brauchen andere Kinder

Stimmt, das ist vollkommen richtig. Kinder brauchen andere Kinder. Aber wer behauptet, dass Kinder andere Kinder nur im Kindergarten treffen? Meine Kinder haben ihre Freunde aus der Nachbarschaft, vom Urlaub, von der Gemeinde…..Kinder brauchen nicht nur andere Kinder, sondern auch andere Menschen.

3. Von anderen Kindern lernen sie viel mehr

Woher willst du wissen, ob dein Kind nicht dieselben Entwicklungsschritte bei dir zu Hause gemacht hätte?

4. Es wäre mir zu langweilig, den ganzen Tag zu Hause zu sein

Langweilig wird es bei uns nie. Wir sind auch keineswegs den ganzen Tag zu Hause, im Gegenteil: Die Kinder sind viel draußen unterwegs. Wir entdecken gemeinsam die Welt, wir kochen, machen den Haushalt, malen, basteln, erforschen, wandern, turnen, treffen uns mit unseren Freunden……klingt das nach Langeweile?

5. Wie kann man sich das leisten?

Das haben wir oben schon beantwortet. Wir verzichten bewusst auf den ein oder anderen materiellen Luxus und haben ein großes Netzwerk, in dem wir uns gegenseitig unterstützen.

6. Du kannst nicht loslassen als Mutter

Ich vertraue meinen Kindern. Wenn sie alt genug sind und bereit, dann werden sie ihre Wege gehen. Mein Großer ist 10 Jahre alt, ich sehe, dass wir auf keinem Holzweg sind.

7. Vier Kinder? Mein Beileid. Wie hältst du das aus?

Wir sind glücklich mit unseren vier Kindern. Wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit, die wir miteinander verbringen. Ich bin eine Vollblutmama und keineswegs froh, wenn sie außer Haus sind. Allerdings kleben wir nicht den ganzen Tag aufeinander, sondern die Kinder sind auch viel gemeinsam unterwegs.

8. Willst du gar nicht mehr arbeiten gehen?

Ich arbeite genauso wie auch andere Frauen. Nur, dass meine Arbeit als Mutter nicht bezahlt wird. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die ersten Jahre der Kinder auf das zusätzliche Geld zu verzichten und ihnen die Zeit zu widmen. Ich werde wieder arbeiten und habe ab und an auch so zwischendurch kleine Aufträge. Wir sehen auch, was wir uns an Kosten für die Fremdbetreuung ersparen und investieren dieses Geld lieber in unser Familienleben.

9. Deine Kinder werden total weltfremd!

Das Gegenteil ist der Fall. Im Kindergarten erfahren sie nur einen sehr begrenzten Bereich. Mit uns erleben sie die Vielfalt. Unsere Kinder bekommen die ganze Vielfalt des Lebens mit: Sie waren bei der Hausgeburt des vierten Kindes dabei und wissen nun, wie ein Baby geboren wird. Sie haben erlebt, wie ihre Oma im Hospiz lag und verstarb und sie sehen, dass wir uns mehr um die andere Oma kümmern, die auch schon alt ist. Sie kennen Supermärkte genauso wie Tierparks, sie kennen den Wald, die Bäume, die Tiere, die giftigen und ungiftigen Pilze, sie wissen woher das Fleisch kommt, dass Hühner Eier legen und können Kühe melken.

10. Willst du nicht auch mal wieder Frau sein und nicht nur Mutter?

Für mich ist es kein Unterschied zwischen Frau-Sein und Mutter-Sein. Mutter-Sein ist für mich Frau-Sein und ich fühle mich mit jeder Faser meines Körpers wohl in meiner Rolle. Jetzt ist die Mama-Zeit für mich dran. Die Job-Zeit, die wird wieder kommen.

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